Andreas Speit
Der rechte Rand
: Was die Hammerskins alles zu Hause aufbewahrten

Die zwei gekreuzten Zimmermannshämmer vor einem Zahnrad sind nun ein verbotenes Symbol. Lange Jahre waren sie das Logo des rechtsextremistischen Vereins „Hammerskins“. Mit dem Verbot des Vereins durch Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) im September sind auch ihre Insignien untersagt. Für die selbsternannte Elite eine Kränkung ihrer Männlichkeit. Denn nur echte Kerle mit fester Überzeugung und Aufopferungsbereitschaft durften zu dem bundesweit agierenden Netzwerk gehören. Wie militant die Mitglieder der „Hammerskins“ waren, haben jetzt Waffen- und Sprengstofffunde bestätigt.

Bei Durchsuchungen stellte die Polizei allein im Norden zahlreiche Klein- und Langwaffen, Messer und Sprengstoff sowie Szenebekleidung und -devotionalien sicher. „Wir gehen davon aus, dass man mit den gesamten Funden einen LKW mit einem Fassungsvermögen von 7,5 Tonnen füllen könnte“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) am vergangenen Freitag. Die kriminaltechnische Untersuchung dauere immer noch an. „Aber wir können jetzt schon sicher sagen, dass es Ermittlungsverfahren nach dem Waffengesetz, dem Kriegswaffenkontrollgesetz und dem Sprengstoffgesetz gibt“, so Pegel. Namen nannte er nicht. Über 130 Be­am­­t*in­nen hatten in dem Bundesland Objekte in Jamel, Grevesmühlen, Anklam und auf der Insel Usedom durchsucht.

In Jamel ist es Sven Krüger gelungen, an seinen Wohnort rechte Ge­sin­nungs­ka­me­ra­d*in­nen anzusiedeln, in Grevesmühlen betrieb er bis 2022 den Szenetreff „Thinghaus“. Das Gebäude am Stadtrand diente auch den Hammerskins zum „geselligen Beisammensein“. Hier fand 2011 auch ein konspiratives Solidaritätskonzert für den damals gerade inhaftierten Krüger statt. Der Mann mit Glatze und kräftiger Statur war wegen Hehlerei mit hochwertigen Werkzeugen und Baumaschinen verurteilt worden. Zu dem Konzert waren an die 200 Ka­me­ra­d*in­nen aus dem Umfeld der „Hammerskins“ gekommen.

Bis zum Verbot galt Krüger als einer der Hammerskins. Seine – bis 2011 – 51 Vorstrafen, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung und räuberischer Erpressung, haben in der Szene sein Image nicht gerade beschädigt. Die Herren mit Rocker-Habitus verstehen sich ohnehin als Outlaws, jenseits des von ihnen sogenannten „BRD-Systems“. Getreu ihrer nationalsozialistischen Ausrichtung promoten sie Rechtsrock-Bands und richten Konzerte aus.

Das bullige Auftreten und der barsche Ton der Hammerskins sollte nicht täuschen: Sie sind keine dumpfen Glatzköpfe. Sie sind Unternehmer, Szenefirmenbetreiber – und auch Politiker. Krüger leitet nicht nur seit 20 Jahren das Unternehmen „Abriss Krüger“ mit dem Werbespruch „Wir sind die Jungs fürs Grobe!“ und führte die „Hammerskins“ mit an.

Ein LKW voller Klein- und Langwaffen, Messer, Sprengstoff, Szenebekleidung und -devotionalien

Bis zu seiner Inhaftierung 2011 saß er für die NPD im Kreistag Nordwestmecklenburg. Das Mandat legte er vor seiner Verurteilung nieder, weil er der Partei nicht schaden wollte. In die Kommunalpolitik kehrte er 2019 mit der „Wählergemeinschaft Heimat“ (WH) zurück, sitzt in der Gemeindevertretung Gägelow. Via Facebook hetzt die WH gegen die geplante „Asyl­unterkunft“ in Upahl, heizt den Protest dagegen an. Und Krüger bietet an, den „Rückbau“ zum „Nulltarif“ zu übernehmen.

Ganz unbeeindruckt von der Razzia berichtet „Sven“ dort jüngst von der Gemeinderatssitzung, in der er sich für einen neuen Spielplatz und Grünflächen ausgesprochen hatte. Nicht ohne dem Bürgermeister vorzuhalten, er habe eine „alberne Erklärung“ zum Hammerskins-Verbot und Polizeieinsatz abgegeben, statt seinen „Job vernünftig“ für die Gemeinde zu machen.