american pie
: Jung und jünger

Da‘Vian Kimbrough ist der jüngste Fußballer, der in einer US-Profiliga auflaufen durfte. Ein Trend

Der Sacramento Republic FC liegt vorn. Am Montag haben sie gegen den Las Vegas Lights FC mit 2:0 gewonnen. Das wäre keine Nachricht, wenn die Kalifornier nicht spät einen Spieler eingewechselt hätten, dessen Name nun ein paar Runden um die Sportwelt dreht. Da’Vian Kimbrough heißt der junge Kicker, der auf den Rasen des Heart-Health-Parks schritt. Mit gerade mal 13 Jahren, sieben Monaten und 13 Tagen feierte er vor über 11.000 Zuschauern sein Debüt in der zweiten US-Fußballliga.

Die zweite Klasse nennt sich USL Championship, und Sacramento spielt in der Western Conference der im Jahr 2011 gegründeten Liga. Die besten Teams spielen eine Etage höher, in der Major League Soccer (MLS). Jahrelang war es Usus, dass die MLS-Teams ihre Nachwuchsmannschaften in der USL Championship spielen ließen, aber seit Gründung der MLS Next Pro hat sich auch das geändert. So geht es in der Fußballlandschaft Nordamerikas noch etwas wild und unübersichtlich zu, eine Konstante bleibt aber: Die Trainer setzen auf sehr junge Talente, die just in die Sphäre der Jugendlichen eingetreten sind. Da’Vian Kimbrough markiert also einen Trend. Auf seinem Instagram-Kanal, dem bisher nur 11.800 Leute folgen, hat er dargestellt, wie jung seine Konkurrenten unter Umständen sind: Axel Kei (Real Monarchs) startete in der MLS Next Pro mit 13 Jahren, neun Monaten und neun Tagen, Ansu Kanneh (Phoenix Rising FC) mit 14 Jahren, zehn Monaten und zwei Tagen. Unterschlagen hat Kimbrough auf seiner Kachel einen Kollegen: Francis Jacobs, der im Alter von 14 Jahren, vier Monaten und 28 Tagen im Trikot des Orange County SC auflief. Wer nun denkt, dass der Jugenstil nur in Übersee trendet, sieht sich getäuscht. Auf dem alten Kontinent werden die Jugendlichen zwar nicht ganz so jung ins Stahlbad der Profiligen geworfen, aber 16-jährige Debütanten findet man zuhauf, etwa Nuri Sahin, Jack Wilshere, Clarence Seedorf, Gianluigi Donnarumma oder Martin Odegaard. Geht man Jahrzehnte zurück, so trifft man auf den Namen Paulino Alcantara, der bei seinem Debüt für den FC Barcelona im Jahre 1921 gerade mal 15 Jahre alt war. Und im vergangenen Jahr feierte ein Schüler aus Nordirland namens Christopher Atherton mit 13 Jahren und 329 Tagen sein Profidebüt beim FC Glenavon.

Zu Alcantaras Zeiten gab es noch keine Fußballakademien, die Kicker früh an die Elite heranführen. Da’Vian Kimbrough, Sohn eines afroamerikanischen Vaters und einer mexikanisch-amerikanischen Mutter, begann seine Karriere beim North Bay Elite FC. 2021 trat er der Fußballakademie in Sacramento bei. Im Juni 2023 brillierte er als Gastspieler der New York Red Bulls Academy beim Bassevelde U13 Cup und half der Truppe, das Turnier zu gewinnen. Kimbrough wurde zum MVP ernannt, zum wertvollsten Spieler des Turniers. Da er beide Pässe besitzt, den mexikanischen und den US-amerikanischen, könnte er für beide Nationalteams spielen. Noch zeichnet sich keine Präferenz ab, aber die Frage ist: Schafft es der Teenie überhaupt auf dieses Niveau?

Der jüngste Spieler, der es je in eine MLS-Mannschaft schaffte, war Freddy Adu – mit 14 Jahren, zehn Monaten und einem Tag lief er für DC United auf, 2004. Adu galt als Wunderkind, aber die große Karriere blieb ihm verwehrt. Nachdem er mit 13 Jahren einen Millionen-Deal mit dem Sportartikelhersteller Nike abgeschlossen hatte und in den Medien als „Heilsbringer des Soccer“ bezeichnet wurde, konnte er die Erwartungen nicht erfüllen und zog anschließend von Verein zu Verein.

Freddy Adu wird mittlerweile als Sinnbild des gescheiterten Talents angesehen. Markus Völker