momentaufnahmen
:
Wenn Rosen ehrenamtlich beschnitten werden
Letztens ein Abstecher nach Putbus, eher durch Zufall. Hat sich aber echt gelohnt. 1810 als Fürstenresidenz gegründet, wurde das Städtchen im Südosten der Insel Rügen auf dem Reißbrett entworfen und im klassizistischen Stil erbaut. Putbus wird vom Circus dominiert, einem riesigen Rondellplatz mit Rasen und Stileichen samt Obelisk. Ringsum klassizistische Häuser, weiß angestrichen. Man wähnt sich in Italien. Putbus trägt den Beinamen „Weiße Stadt“.
Putbus nennt sich auch „Rosenstadt“. Denn vor jedem Haus am Circus, auch am Markt und in Seitenstraßen, stehen Rosenstöcke. Einst war der Erwerb der Häuser mit der Verpflichtung verknüpft, davor Rosen zu pflanzen, das wollte der Fürst so – daran hält man sich bis heute.
Die Rosen sehen gepflegt aus. Ein älterer Herr ist mit Schere samt Leiter zugange und entsorgt die verblühten Rosen. Macht er das ganz allein? „Aber natürlich“, antwortet er. Wer weiß, wie die Rosen von Putbus, es sollen 668 sein, wohl ohne ihn aussähen. Hat ihn die Stadt dafür angestellt? „Nein, nein“, sagt der Rosendoktor, wie man ihn in Putbus nennt, „ich mache das ehrenamtlich. Die Stadt hat für so etwas kein Geld.“ Andreas Hergeth