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: „Der Widerstand war hier groß“

Ein Film zeigt, wie Hannover-Linden sich gegen Nazis gewehrt hat

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Jost, mit Ihrem Film setzen Sie dem Arbeiterviertel Hannover-Linden ein Denkmal. Sind Sie Lindener?

Wolfgang Jost: Ja, ich wohne in Linden. Die Limmerstraße ist für mich ein Erinnerungsort. Ich denke, es ist wichtig, dass wir wissen, was am Ende der Weimarer Republik und in den ersten Jahren des Nazisystems los war.

War das in Hannover anders als in anderen Städten?

Es gab zwei deutsche Städte, die sich massiv gegen die Nazis gewehrt haben: Leipzig und Hannover. Der antifaschistische Widerstand nach der Machtübernahme war hier groß. Die sozialistische Front hatte über 1.000 Mitglieder. Das war schon gewaltig, und an den späteren Verfahren und Verurteilungen konnte man das auch gut erkennen.

Warum sollte diese Geschichte vom proletarischen Widerstand heute erzählt werden?

Wolfgang Jost

Jahrgang 1949, gelernter Fotograf, war Kameramann beim NDR und dreht seit 1979 Dokumentarfilme und historische Film-Essay-Reihen.

Von 1933 bis 1936 hat sich das NS-System stabilisiert. Diese Geschichten und wie die Nazis auf den Widerstand reagiert haben, zeigen, mit welchen Methoden dieses System gearbeitet hat. Wie es die Justiz, den Beamtenapparat und die Polizei vereinnahmt und alles verboten hat, was eine politische Gegnerschaft möglich machte. Es ist nützlich, einen Film zu haben, in dem man sieht, wie so etwas vonstatten geht und wieder geschehen könnte.

Sie hatten 1991 den Film „Linden: ein Arbeiterlied“ gedreht. Warum die Fortsetzung?

Im ersten Film haben wir die Geschichte bis zur Machtübernahme erzählt. Der Widerstand nach 1933 war so komplex, dass er das Thema für einen eigenen Film ist. Und weil wir analog auf 16 Millimetern gedreht haben, konnten wir uns das aus Kostengründen nicht erlauben. Aber in meinem Hinterkopf schwebte immer der Gedanke, dass ich darüber etwas machen wollte.

Und warum dann erst jetzt?

Filmvorführung: „Linden – Das Ende vom Arbeiterlied“, 28. 9., Kino im Sprengel, 20.30 Uhr

Ich habe in der Zwischenzeit etwas anderes gemacht und mich erst jetzt daran erinnert. Ich habe dann einen Experten gefunden, der mit mir über diese Zeit reden konnte. Und ich hatte noch Aussagen von Zeitzeugen, die wir im ersten Film nicht verwendet hatten. Damit konnte ich dann diesen Film bauen.

Sie zeigen den Film im Kino im Sprengel, haben ihn aber auch auf Youtube eingestellt …

Es geht mir nicht darum, mit meinem Film Einnahmen zu generieren. Ich zeige ihn Leuten, die sich fürs Thema interessieren. Wenn ich ihn kostenlos zugänglich mache, trage ich zu seiner Verbreitung auch über den Tellerrand von Hannover hinaus bei.