Täuschend ähnlich: Sieben neue Wandelnde Blätter entdeckt

Sie wirken wie ein Scherz der Natur, eine optische Täuschung, die fast schon erkenntnistheoretisch relevant ist. Denn erst wenn sich die „Wandelnden Blätter“ – zu den Stab- und Gespensterschrecken zählende Insekten – bewegen, merkt man, dass sie weder Blatt noch Zweig noch Rinde sind, sondern exzellent getarnte Lebewesen. Und jetzt gibt es, das fand ein internationales Team unter Mitwirkung der Universität Göttingen heraus, sieben Arten mehr als bisher vermutet. Wobei es bei Wandelnden Blättern besonders schwierig ist, sie zu erkennen und zu beschreiben. Denn Individuen derselben Art könnten sehr verschieden aussehen, Individuen verschiedener Arten dagegen sehr ähnlich – sogenannte „kryptische Arten“. Aufschluss haben jetzt genetische Untersuchungen gebracht, die zur Entdeckung besagter neuer Arten führten, wie das Team, geleitet von Sarah Bank-Aubin (Abteilung Evolution und Biodiversität der Tiere der Universität Göttingen) jetzt in der Fachzeitschrift „Zoo Keys“ schrieb. So hielt man einige Individuen aus Indien bisher für Vertreter einer in Südostasien verbreiteten Art. Genetische Analysen enthüllten jetzt, dass es sich um eine neue Art handelt. „Diese Erkenntnis ist wichtig für den Artenschutz: Wenn die Individuen in Indien aussterben, verkleinert sich nicht bloß das Verbreitungsgebiet einer Art, wie man zuvor dachte. Tatsächlich wird eine eigenständige Art ausgelöscht. Daher ist die indische Art besonders schützenswert“, sagt Bank-Aubin. Foto: Vishwanath Gowda, Maxime Ortiz/Universität Göttingen