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Wetter vermiest Land­wir­t:in­nen Getreideernte

Längere Trockenzeiten fordern mehr Bewässerungsanbau. Seit Juni darf geklärtes Abwasser auf die Felder

Von Heike Holdinghausen

Erst zu nass, dann zu trocken, dann wieder zu nass: Das Wetter wird vielen Land­wir­t:in­nen in diesem Jahr die Getreideernte vermiesen – bei Kartoffeln und Gemüse, Mais und Zuckerrüben dagegen werden sie im Herbst wohl einen „ordentlichen Ertrag einfahren können“, wie Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied am Dienstag sagte.

Vor allem beim Winterweizen droht eine schlechte Ernte. Viele Bauern hätten ihn wegen des ständigen Regens nicht dreschen können, vielerorts ist er „auf dem Halm gekeimt“ und könne daher nicht für Brot verwendet werden, sagte Rukwied bei der Vorstellung der vorläufigen Erntebilanz. Dieses Getreide wird verfüttert oder zu Biogas vergoren. Steigende Preise für das Brotgetreide erwartet der Bauernverband trotzdem nicht – europaweit war die Weizenernte gut, dazu kommen Importe aus der Ukraine. Letztere nannte Rukwied „paradox“, denn dringend gebraucht werde dieses Getreide in Afrika, in Nahost und in Asien. Auch beim Raps erwartet der Bauernverband eine unterdurchschnittliche Ernte. Die Wintergerste hingegen konnte noch vor der Regenperiode Ende Juni eingebracht werden und lieferte überdurchschnittliche Erträge. Mit Blick auf den Klimawandel sagte Rukwied: „Wir müssen alles dafür tun, um zukünftig unsere Erträge und die Ernährung sichern zu können.“ Die Landwirte müssten die Möglichkeiten haben, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen, etwa die Züchtung widerstandsfähigerer Pflanzen, eine breite Palette an Pflanzenschutzmitteln und den Ausbau der Bewässerung. Derzeit würden in Deutschland rund 3 Prozent der Flächen bewässert, vor allem im Obst- und Gemüseanbau, so der DBV-Präsident. Dieser Anteil müsse auf 4, 5 Prozent ansteigen. Hier wünschen sich die Landwirte eine „positive Begleitung“ durch die Behörden, etwa bei Genehmigungen für Brunnenbohrungen oder Wasserentnahmen.

Seit Ende Juni gestattet die neue EU-Verordnung Landwirten, zur Wasserwiederverwendung auch geklärtes Wasser aus Kläranlagen zur Bewässerung einzusetzen. In Südeuropa schon lange Praxis, war dies im wasserreichen Norden bislang unüblich. Das könnte sich nun ändern. Die Verwendung „von aufbereitetem Abwasser kann Wassermangel in der Landwirtschaft mildern und muss als Instrument für die Bewässerung flächendeckend zur Verfügung stehen“, sagt Stefan Bröker, Sprecher der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft. „Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels muss die Wasserwiederverwendung fester Bestandteil der Bewässerung von landwirtschaftlichen Nutzflächen sowie von Parks und Grünanlagen sein.“ Allerdings dürfe das aufbereitete Wasser nicht dort abgezweigt werden, wo es für die Wasserführung der Oberflächengewässer gebraucht werde. Dafür müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen Sorge tragen. (mit afp)