brief des tages:
Femizid und Frauenmord
„Vor den Augen der Kinder ins Gesicht geschossen“, taz vom 29. 8. 23
Die Begriffe Femizid und Frauenmord werden oft synonym verwendet. Als Teil der Initiative #keinemehr schließe ich mich der transnationalen Annäherung an den Femizid-Begriff an. Was Diane Russel und ihre Mitstreiter*innen durch den Begriff „Femicide“ geschafft haben, ist, die geschlechtsbasierten Tötungen zu einem Politikum zu erheben. Daher passt es nicht, wenn wir im Deutschen von Frauentötungen sprechen: Nicht jede Tötung einer Frau ist ein Femizid. Der Begriff des Femizids ist ein sehr politischer, er hat eine transnationale Verbindungskraft. Mit dem Begriff des Femizids werden binär-hierarchische Gewaltverhältnisse benannt: Jede Tötung von Frauen, die nicht dem Bild entsprechen, das ein Täter von Frauen hat. Das können cis, trans Frauen, Schwarze Frauen, Frauen mit Migrationshintergrund sein. In Deutschland wissen wir kaum etwas über Femizide – wir haben Zahlen zu (Ex)Partnerschaftsgewalt, die darüber hinaus stattfindenden Tötungen an etwa trans Frauen, Sexarbeiterinnen oder Bewohner*innen in Lagern sind uns unbekannt, weil der Begriff des Femizids nicht implementiert ist. Marlene Pardeller, Berlin
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