american pie
: „Endliche Koexistenz“

Die geplante Fusion der PGA-Tour der Profigolfer mit der saudischen LIV-Serie läuft schleppend

Der Zahltag im US-Golf war vor allem für den Norweger Viktor Hovland erfreulich. Der Sieg beim Finale der PGA Tour in Atlanta brachte ihm 18 Millionen Dollar ein. Der Zweitplatzierte Xander Schauffele (USA) kassierte immerhin noch 6,5 Millionen Dollar. Im bisherigen Saisonverlauf wurde auch ganz ordentlich Kasse gemacht.

In der Geldrangliste, die, man ziert sich nicht groß, offiziell so heißt, liegt der US-Amerikaner Scottie Scheffler vorn. Er hat sich etwas mehr als 21 Millionen Dollar erspielt. Dahinter rangiert der Spanier Jon Rahm mit 16,5 Millionen. Man könnte diese Summen obszön nennen, wenn der Fußball nicht längst schon andere Standards gesetzt hätte. Und daran sind hier wie da die Saudis mitschuld. Im Fußball kaufen die Herren aus dem ölreichen Land am Persischen Golf etwas angetagte Stars zu Fantasiepreisen ein. Im Golf haben sie mit der LIV-Serie die Preise verdorben.

Die Saudis konnten viele PGA-Profis mit dem unmoralischen Angebot locken und auf ihre Seite ziehen. Ein Schisma ging durch den Golfsport, dreckige Wäsche wurde gewaschen. Beide Parteien haben nach Monaten der Sticheleien gesehen, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, eine Wiedervereinigung der besten Spieler der Welt aber vielleicht noch lukrativer sein könnte. So kam es zur recht überraschenden Ankündigung einer Vereinigung beider Golf-Serien. PGA-Tour-Chef Jay Monahan soll CEO einer neuen Gesellschaft werden, aber wie das Ganze konkret laufen soll und im Detail ausgestaltet wird, ist immer noch unklar. Auch die Profis haben etliche Fragen, die bis dato nicht zufriedenstellend beantwortet worden sind. Der PGA-Spielerrat, zu dem auch Tiger Woods gehört, beklagt Intransparenz.

Die geplante Fusion mit der PGA Tour habe LIV-Golf nicht zum Scheitern gebracht, sondern vielmehr das Geschäft des boomenden Golfsports „befeuert“, will das Portal Golf.com erfahren haben. „An dem Tag, als die Ankündigung herauskam, wurde mein Telefon mit Anrufen überschwemmt“, sagt Monica Fee, Leiterin für globale Partnerschaften bei LIV. „Unsere Gespräche mit potenziellen Partnern wurden durch die Idee einer endlichen Koexistenz auf dem Markt neu belebt.“

Diese Goldgräberstimmung in der Branche der Schlägerschwinger hat offenbar die Aussichten verbessert, einen großen US-Fernsehsender zu finden. TV-Partner von LIV ist bisher CW Network; der Vertrag läuft nach der Saison 2024 aus. „Was in den letzten Wochen interessant war, ist ein wiederbelebtes Interesse seitens der Fernsehwelt“, sagt Will Staeger, Chief Media Officer von LIV. „Wir haben Gespräche mit allen großen Netzwerken auf der ganzen Welt geführt.“ Staeger widersprach entschieden den Annahmen, dass eine Fusion das Ende der von Saudi-Arabien unterstützten LIV-Serie bedeuten würde: „Ich bin mir nicht sicher, woher diese Einschätzung kommt“, sagt er. „Das werden Sie von niemandem bei LIV oder unserem Investor hören. Wir sind gespannt auf die Zukunft.“

Jay Monahan, Chef der PGA-Tour, leitet die Verhandlungen mit Yasir Al-Rumayyan, dem Chef des Saudi Public Investment Fund. Monahan sagt, dass eine endgültige Vereinbarung bis spätestens 31. Dezember auf dem Tisch liegen werde. In der Zwischenzeit, so Staeger, nehme aber angeblich die „Marktunterstützung“ für LIV weiter zu. „Ich würde sagen, es ist wie immer ein sehr aufgeheiztes Geschäft“, sagt er. Pokert hier die LIV, um ihre Verhandlungsposition zu stärken, oder wird es doch bei einer Zweigleisigkeit des Spitzengolfs bleiben?

Konkurrent Monahan findet jedenfalls, die PGA-Tour habe die engagiertesten Athleten überhaupt. „Und wenn Sie auf unsere Rahmenvereinbarung mit der LIV-Tour zurückkommen, sage ich Ihnen: Wir haben den störenden und spaltenden Rechtsstreitigkeiten ein Ende gesetzt. Während ich heute hier sitze, bin ich zuversichtlich, dass wir eine Vereinbarung erzielen werden, die zu einem positiven Ergebnis für die PGA-Tour und unsere Fans führen wird.“

Nur eines ist sicher am Rande der 18-Loch-Plätze: Es wird weitere Zahltage geben. Markus Völker