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Sehen und sehen lassen

Bitte um einen Gefallen von Salman Rushdie

SirFoto: ap

Sehr verehrter Sir Ahmad Salman Rushdie, vor Sie als Schöpfer großer Romane wie „Mitternachtskinder“ und als Verfolgter eines diktatorischen Regimes würden wir uns immer schützend stellen. Dass Sie im vergangenen Jahr bei einem Attentat in den USA lebensgefährlich verletzt wurden und dabei Ihr halbes Augenlicht verloren, bedauern wir zutiefst. Gerade aber weil Sie, Sir Ahmad, dennoch nicht Ihren Humor verloren haben, möchten wir Sie um einen kleinen Gefallen bitten. Könnten Sie als wohl wortmächtigster Schriftsteller englischer Zunge bitte die deutsche Nachrichtenagentur epd darauf hinweisen, dass die Formulierung, Sie, Salman Rushdie, seien „auf dem rechten Auge blind“ keine gute Wortwahl ist? Überlagert doch die metaphorische Bedeutung der Phrase den naturalistischen Sinn. Selbstverständlich sind Sie, Sir Ahmad, nicht auf dem rechten Auge blind. Sie wissen ganz genau, wie verbrecherisch Rechtsextremisten handeln. Ihre eingeschränkte Sehfähigkeit hat nämlich nicht Ihren Verstand beschädigt. Manche Schreiber allerdings sehen den braunen Wald vor lauter rechten Bäumen nicht. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit, Sir Ahmad.

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