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Oper für alle

Open Air ist nicht nur ein Happening, sondern verbessert das Image

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Public Viewing ist kein Phänomen, das allein bei Fußballweltmeisterschaften oder Sonntagsreden für volle Straßen und Plätze sorgt. Auch die Kultur zieht die Massen immer mehr vor die Großleinwände, wie jüngst 40.000 Wagnerfans in Bayreuth oder die 10.000 Opernfreunde zum Opening in Düsseldorf. Am Wochenende flimmerte es groß über dem Berliner Bebelplatz, wo Zehntausende die Übertragung von „Tristan und Isolde“ aus der Staatsoper sowie Konzerte der Staatskapelle miterleben konnten.

Dass selbst Kühle und Regenschauer die Besucher nicht abschreckten, lag sicher am Programm, an der Musik und Maestro Daniel Barenboim. Mehr noch dürfte der Charakter des „Free Concert“ zum Erfolg dieser Open-Air-Veranstaltung beigetragen haben. Die „Oper für alle“, als lockeres Musikevent vor dem Megascreen veranstaltet, bildet ein Signal, die Kunstform mit dem elitären Image für ein neues und auch junges Publikum zu öffnen: Oper ist mehr als Arien brüllende Männer oder in Szene gesetzte dicke Sängerinnen, sondern in jeder Hinsicht ein Fest. Schon diese Erkenntnis dürfte der Staatsoper langfristig mehr helfen als die 200 Millionen Euro für den Umbau des maroden Hauses.

Spektakel – ja bitte!

Zugleich sollten die Opern- und Konzerthäuser keine Angst vor der Popularisierung, ja selbst dem Spektakel haben. Die medialen Aktionen der Philharmoniker und ihres lockigen Chefs hat manche der angestaubten Abonnenten verschreckt. Barenboims Hang zur eitlen Selbstdarstellung passt ebenfalls nicht jedem. Das ist auch gut so, gehören doch Oper und Musik schon längst auf die Straße. Denn von dort kommen sie ja her.

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