: Über die Hälfte fließt ab
Ausländische Investoren halten die Mehrheit an den 40 größten hiesigen Aktiengesellschaften. Das hat auch Auswirkungen auf die Dividendenströme
Der Großteil der Dividenden der DAX-Unternehmen fließt nach einer Studie ins Ausland. 51,6 Milliarden Euro haben die Konzerne für das abgelaufene Jahr ausgeschüttet, so viel wie noch nie. Davon seien mindestens 26,3 Milliarden an ausländische Aktionäre gegangen, hat die Unternehmensberatung EY in einer am Dienstag veröffentlichten Studie errechnet. Deutschen Anlegern blieben 19,7 Milliarden Euro, der Rest lasse sich nicht zuordnen.
Die Aktien der 40 wichtigsten börsennotierten Firmen liegen zu mindestens 52,1 Prozent in ausländischem Besitz, vor einem Jahr waren es noch 51,5 Prozent. Dies ist ein Anstieg um 0,6 Prozentpunkte. Investoren aus Europa und Nordamerika halten sich dabei mit je 22 Prozent fast die Waage. Der Anteil inländischer Anleger ging von 31,5 auf 31,3 Prozent leicht zurück.
EY-Deutschland-Chef Henrik Ahlers hält die Struktur für ein Spiegelbild der zunehmenden Bedeutung ausländischer Märkte für die deutschen Großkonzerne: „Es ist nur folgerichtig, wenn mit dieser Internationalisierung des operativen Geschäfts auch eine Internationalisierung der Aktionärsstruktur einhergeht.“ Gerade die USA und China hätten inzwischen für viele Unternehmen eine deutlich größere Bedeutung als der deutsche Heimatmarkt, so Ahlers.
Den größten Auslandsanteil bei den Aktionären hat aber ein vor allem in Deutschland aktives Unternehmen: Der Wohnungskonzern Vonovia, dessen Anteilseigner zu 84 Prozent nicht aus Deutschland kommen, gefolgt von der Deutschen Börse und dem Chemikalienhändler Brenntag mit jeweils 82 Prozent. Am anderen Ende der Rangliste stehen mit dem Sportwagenbauer Porsche (88 Prozent inländische Aktionäre) und dem Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers (76 Prozent inländische Aktionäre) zwei Firmen mit deutschen Mehrheitseigentümern.
Die Autobauer Mercedes-Benz und BMW zahlen mit 5,6 beziehungsweise 5,4 Milliarden Euro am meisten Dividenden an ihre Eigentümer. Während beim Stuttgarter Konzern aber allein vier Milliarden ins Ausland fließen, bleiben bei den Münchner Autobauern mindestens 2,75 Milliarden Euro im Lande, zum größten Teil bei den Großaktionären Susanne Klatten und Stefan Quandt. (reuters, dpa)
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