piwik no script img

Rückkehr in den olympischen SportRussische Syrerinnen

Russlands Rückkehr in den internationalen Sport könnte über Asien führen. Vielleicht über Syrien? Oder etwa nicht?

Präsident Wladimir Putin mit dem russischen Sportfunktionär Stanislaw Posdnjakow Foto: Alexei Nikolsky/Russian Presidential Press and Information Office/TASS

D as Votum war eindeutig. Keiner der in Bangkok versammelten Sportfunktionäre des Olmypic Council of Asia hatte etwas gegen die Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus an den Asienspielen, die am 23. September im chinesischen Hangzhou beginnen. Sie sollen auf diese Weise die Möglichkeit erhalten, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, die in gut einem Jahr in Paris eröffnete werden.

Dabei sollen die Wiederzulassungskriterien des Internationalen Olympischen Komitees eingehalten werden. Nationale Symbole sind nicht gestattet und wer den Krieg gegen die Ukraine unterstützt soll ebenso wenig starten dürfen wie Angehörige der Armee.

Bei den European Games, die vor Kurzem in Krakau stattgefunden haben, hatten Russen und Belarussinnen keine Möglichkeit, Plätze für Olympia 2024 zu sichern. Polen hatte keine Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus ins Land gelassen. Nun könnten sie über den Umweg Asien zu Olympia kommen. Aber ganz so einfach ist das nicht. Die Asiaten wollen natürlich keinen Platz aus dem für sie reservierten Kontingent an Startplätzen für Russen oder Belarussinnen freigeben. Und wer sich über das europäische System qualifiziert hat, wird kaum zum Olympiaverzicht gezwungen werden können.

Und auch wenn niemand gegen die Integration von bis zu 500 Teilnehmenden aus Russland und Belarus bei den Asienspielen gestimmt hat, so gibt es doch Zweifel daran, wie die Integration der Europäer in das asiatische Event aussehen könnte.

Verdrängung durch Russen?

Cheng Kwok-hung, der Chef des Olympischen Komitees von Hongkong, wies daraufhin, dass es doch sehr unglücklich wäre, wenn asiatische Sportler in Disziplinen wie Fechten, in denen Russen zur Weltspitze zählen, früh ausscheiden würden. Dann wären auch die Chancen auf eine Olympiaqualifikation futsch. Wenn ein anderer Athlet in der gleichen Runde auf einen asiatischen Fechter treffe, hätte er größere Chancen, das sei doch nicht fair. Es herrscht also noch jede Menge Organisationsbedarf, bevor es wirklich zum Start von Russinnen und Belarussen in Hang­zhou kommen könnte.

Selbst der Präsident des Russischen Olympischen Komitees, Stanislaw Posdnjakow, ist skeptisch. Noch gebe es gar keine Einladung, meint er. Die Zeit dränge, schließlich müsste man gegebenenfalls die Vorbereitung auf den Termin der Asienspiele abstimmen, wurde er auf dem Telegram-Kanal des Russischen Olympischen Komitees zitiert. Ob’s stimmt? Man weiß es nicht, wie so oft, wenn sich russische Sportfunktionäre in der Öffentlichkeit äußern.

Zur Zeit sind sie damit beschäftigt, zu erklären, wie es sein konnte, dass fünf russische Sportlerinnen mit geänderten Namen als Syrerinnen in den Startlisten der Arab Games aufgetaucht sind, die gerade in Algerien stattfinden. Nachdem der Verdacht aufgekommen war, die Russinnen hätten einen Weg gefunden, die Sportsanktionen gegen ihre Verbände zu umgehen, zitierte die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti umgehend den Präsidenten des Olympischen Komitees von Syrien Firaz Moualla: „Im Aufgebot des syrischen Teams steht kein einziger nicht syrischer Athlet.“

Wie die Namen der fünf Sportlerinnen in die Startlisten der Arab Games gelangt sind, kann er sich nicht erklären. Alles Fake News also? Das behaupten etliche russische Medien. Wirklich teilgenommen an den Wettbewerben in Algier haben die syrischen Russinnen jedenfalls nicht. Und so ist aus der Syrerin Karina Polud längst wieder die russische Speerwerferin Karina Poludkina geworden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Also mal rein geografisch: Der weitaus größte Teil Russlands (77%) liegt in Asien. Genau wie bei der Türkei (hier sogar 97% in Asien) habe ich noch nie verstanden, warum Russen bei europäischen Sportwettbewerben starten.