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wortwechselVon Arbeitskampf und Grundeinkommen

Den Tarifkonflikt zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft sehen LeserInnen konträr – als Kräftemessen oder soziale Notwendigkeit. Grundeinkommen über Sanktionen finanzieren?

Zugfahren kann Spaß machen, besonders ohne Streik – bei allem Verständnis für die Ar­beit­neh­me­r:in­nen Foto: Martin Wagner/imago

Unter Lesern

„Briefeseite“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Carl van Buijtene meint, anstatt über die Dürre zu „jammern“, solle man an der Küste „Filtermaschinen“ zur Meerwasser­entsalzung errichten. Das koste zwar Geld, biete aber hochwertige Arbeitsplätze. Es kostet vor allem auch Energie und erfordert gewaltige technische Bauwerke, schafft also neue Probleme.

Das Arbeitsplatz-Argument wird leider auch für sinnlose oder schädliche Dinge verwendet. Und wie soll das Wasser zu den küstenfernen Stellen des Bedarfs, also etwa zu den fränkischen Ackerböden kommen? Rein technologische ­„Lösungen“ führen in die Sackgasse, so auch die Anlage von Wasserbassins, aus denen sehr viel Wasser verdunstet. Im Boden ist das Wasser vor Verdunstung geschützt. Der muss jetzt endlich geschützt werden – und zwar vor Versiegelung, Verschmutzung und Erosion.

Eduard Belotti, Augsburg

„Briefeseite“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Vielen Dank, Herr Peukert, für Ihren Leserbrief! Das Thema Zigarettenkippen wird viel zu wenig oder überhaupt nicht erörtert! In Japan, so glaube ich, zahlt man 70 Euro für eine weggeschmissene Kippe. Bei uns sieht man ständig im Fernsehen diese Untat. Raucher schädigen leider nicht nur sich selbst, sondern auch unsere Umwelt, auf Jahre hinaus!

Camillo Schultz, München

Arbeitskampf

„Die Forderungen der Bahngewerkschaft sind keine Gier, sondern wegen der Inflation nötig“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Das die Bahnmitarbeiter berechtigte Forderungen haben, will ich gar nicht in Abrede stellen und schon gar nicht, dass der Staatstanker Bahn schleunigst eine Strategiewende braucht. Aber dass ich jetzt hinnehmen soll, dass der letzte Rest Verlässlichkeit schon wieder geopfert wird, um dem Schauspiel des „Meiner-ist-länger“ aus der Dampflokära zu genügen, dafür fehlt mir jedes Verständnis. Dieser Arbeitskampf wird nicht zwischen zwei Kontrahenten würdig ausgetragen, sondern auf dem Rücken der Kunden. Der Staat als Hauptaktionär der Bahn wird ja kaum geschädigt, die Züge fahren nicht (= Kosteneinsparung) und wenn der Streik rum ist, sind die Kunden mangels Alternative wieder sicher und bezahlen diesen Irrsinn dann auch noch. Das ist ein mickriges Szenario. Steffen Mayer, Ingolstadt

Tarifverhandlungen

„Die Forderungen der Bahngewerkschaft sind keine Gier, sondern wegen der Inflation nötig“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Ich unterstütze den Streik der EVG und finde die Forderungen völlig gerechtfertigt. Überhaupt begrüße ich die bisherigen Streiks und Tarifabschlüsse in diesem Jahr. Die Rentenerhöhung im kommenden Jahr wird auf der Basis der Gehalts- und Lohnentwicklungen diesen Jahres ermittelt. Und ich bin Rentnerin. Also kann ich der EVG nur einen erfolgreichen Streik und Tarifabschluss wünschen, der GdL ebenso. Und wenn ihr Bahn fahren und auf keinen Fall durch Streiks beeinträchtigt werden wollt, schaut euch die Laufzeiten der Tarifverträge an. Dazwischen besteht Friedenspflicht.

Anja Lübeck, Berlin

Sanktionen

„Bedingte Finanzierungsmöglichkeiten“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Wir müssen davon wegkommen, ein grünes und nachhaltiges Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) immer nur mit der Einkommensteuer finanzieren zu wollen. Zum Glück erwähnt Herr Koch noch einige andere Alternativen wie Vermögen- und Erbschaftsteuer. Allerdings wird eine grundsätzliche ökologische Alternative nicht erwähnt. Wir sollten in einer zukunftsfähigen Gesellschaft negatives Verhalten anstatt Einkommen besteuern und alle Menschen, die ein einfaches und nachhaltiges Leben führen, durch ein BGE belohnen. Die Frei(fahrer)nutzermentalität bei unseren gemeinsamen Commons (Allmende) muss endlich finanziell sanktioniert werden.

Reinhard Huss, Leeds (England)

Konsumwelt

„Duz’ mich nicht, du Kaufhaus!“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Danke, dass Sie dieses moderne, mir aber schon immer unangenehme Duzen thematisieren. Ich schätze sehr das differenziert einsetzbare Sie. Das Du gaukelt ja nicht nur Wärme und Nähe vor, sondern geht für mich auch mit einer gefühlt erhöhten Verpflichtung zum Konsum einher. Ich kann aber nicht der vielfach genutzten Beschreibung des Kunden / der Kundin als König/in folgen. Ich plädiere für ein Verhältnis „auf Augenhöhe“ zwischen fachkompetenter Anbieter/in und Konsument/in.

Babette Schneider, München

Shopping

„Duz’ mich nicht, du Kaufhaus!“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Vielen Dank für die klaren Worte zum allmählichen Verschwinden einer lange bewährten Kulturtechnik. Die üblich gewordene Duzerei geht auch mir gehörig auf den Keks, auch die in der taz (bestes Beispiel: In derselben Ausgabe, Seite 19, die Anzeige für die Mitgliedschaft in der taz-Genossenschaft „Ist heute der Tag, an dem Du...?“) Solange hier geduzt wird, würde ich nie auch nur einen Anteil zeichnen, selbst wenn ich das Geld hätte.

Fritz Brehm, Frankfurt am Main

Pandemie

„Auf der Suche nach Atlantis“,

wochentaz vom 24.–30. 6. 23

Danke an die Familie, die ihr schweres Schicksal auf diesem Weg teilt. Leider ist dieses Schicksal kein Einzelfall, sondern es gibt viele junge Menschen, die durch ME/CFS aus dem Leben gerissen wurden. Ich fühle sehr mit der Familie, weil eine befreundete Familie von mir ebenfalls betroffen ist.

Das Kind ist nach einer Covid-19-Impfung an ME/CFS erkrankt ist. Sie sind völlig ohne ärztliche Hilfe in einer ganz ähnlichen Situation und ebenfalls komplett allein gelassen. Wir haben als Gesellschaft in der Covid-19-Pandemie die Alten geschützt und lassen nun die jungen Menschen mit den Folgen und ME/CFS allein.

In kürzester Zeit wurde ein Impfstoff entwickelt, aber die Impf- und Erkrankungsfolgen durch die Pandemie finden nun zu wenig Beachtung. Dabei ist ME/CFS keine seltene Erkrankung. Es hätte längst an ME/CFS mehr geforscht werden müssen, eine Krankheit, die seit 1969 bekannt ist und trotzdem heute noch falsch diagnos­tiziert und mit schrecklichen Folgen falsch behandelt wird.

Claudia Klein-Hitpaß Berlin

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