jetzt ist die zeit fürs … durchhalten
:

Raoul Spada Foto: privat

Wer an die Endzeit glaubt, hofft aufs Ende, ob mit Wumms in der Apokalypse oder im erlösenden Paradies. „Naherwartung“ heißt das in der Theo­logie, sagt ein bibelfester Freund zu mir, als ich mit ihm über das Kirchentags­motto spreche: „Jetzt ist die Zeit.“ Und wofür? Je­de:r darf sich sein oder ihr Motto selbst überlegen. Für mich klingt diese Endzeitstimmung total nach Klimadebatten. Die Frühchristen würden sich gut mit allen Klima-Apo­ka­lyp­tiker:in­nen verstehen. Vielleicht können die sich aus der Bibel noch was ab­schauen? Die Nah­er­wartung hat kein Mindest­haltbarkeits­datum. Knappe zwei Millennia später: kein Himmelreich, kein Messias, kein Welt­untergang. So ähnlich wird das wohl auch mit dem Klima enden. Die Folgen des fossilen Wirtschaftens sind seit Langem bekannt. Trotzdem: Die 6-Grad-Horrorszenarien werden immer un­wahr­schein­licher, die heils­ver­sprech­ende Maximalerwärmung um 1,5 Grad auch. Dass es sich auch mit dem drohenden Welt­ende (das kommt bald, echt jetzt) noch eine ganze Weile aushalten lässt, haben Christinnen und Christen 2.000 Jahre lang vorgemacht. Das Erfolgs­rezept der Kirche: Sie hat sich auf den Sisy­phos-­Modus eingeschworen. Durchhalten, weiter­machen!