brief des tages:
Europäische Unternehmen
„Mehr Menschenrechte entlang der Lieferkette“, taz vom 02. 06. 23
Aha, das EU-Lieferkettengesetz wird also mit seinen Standards Schule machen. Ob die Arbeiter*innen an den Nähmaschinen tatsächlich die Fortschritte für ihre Individuelle Lage schätzen werden, wie behauptet wird, ist keineswegs gewiss. Dieses Gesetz kratzt nämlich allenfalls an der Oberfläche. An den Strukturen der einseitigen und ausbeuterischen Handelsbeziehungen zwischen dem Globalen Süden und dem Norden ändert es rein gar nichts. Was nützt ein Lieferkettengesetz, wenn die Länder des Nordens zur Aufrechterhaltung ihres umweltzerstörerischen Wachstums und ihrer Gier nach Rohstoffen weiterhin ungebremsten Extraktivismus und Ausplünderung des Südens betreiben? Diesen Zusammenhang blendet der Kommentator leider völlig aus. Also, jetzt einfach die Hände in den Schoß zu legen und zu sagen, den arbeitenden Menschen im Süden wird es künftig besser gehen; denn die Konzerne aus den kapitalistischen Zentren werden nun freiwillig die Lieferketten-Standards zu ihren Normen erheben, weil es ihnen zum Vorteil gereicht. Das ist reines Wunschdenken.
Peter Lessmann-Kieseyer, Köln
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen