Podcast über Twitters Entwicklung: Chronologie des Chaos

Der Podcast „Den Vogel abgeschossen“ schöpft sein Unterhaltungs­potenzial schon im Titel aus. Hörenswert ist er für jene, die einen Überblick wollen.

Elon Musk im Twitter Logo

Der Inhalt ist zwar sorgfältig recherchiert, bleibt aber in Erzählform und Gestaltung konservativ Foto: Dado Ruvic/reuters

Erinnern Sie sich noch an letztes Jahr, als Elon Musk Twitter kaufte und alle Welt über nichts anderes mehr sprach? Jetzt, ganze acht Monate später, gibt es bei den herkömmlichen Streamingdiensten einen Podcast über das Twitter-Drama. Er heißt „Den Vogel abgeschossen: Elon Musk vs. Twitter“ und hat damit sein Unterhaltungspotenzial schon im Titel ausgeschöpft.

Die Produktion von Wondery (bei denen beispielsweise auch „Feelings“ von Kurt Krömer zu hören ist) stammt aus den USA und wurde jetzt ins Deutsche übersetzt. Die ersten vier Episoden sind bereits im Netz, drei weitere Episoden werden in den nächsten Wochen folgen. Wer möchte, kann sie sich schon jetzt unter dem Titel „Flipping the Bird: Elon vs. Twitter“ auch im Original anhören.

Eine tiefe, gemütliche Männerstimme führt durch die rund 30-minütigen Episoden, die man sich auch gerne in doppelter Geschwindigkeit anhören kann. Der Podcast versucht zu analysieren, ob Elon Musk mit dem Kauf tatsächlich das Paradies der Meinungsfreiheit schaffen wollte, wie er es lautstark angekündigt hat, oder ob die Übernahme der Selbstprofilierung diente und lediglich ein Produkt seines Egos war.

Dabei kann man noch einmal all die Dramen und meme-würdigen Momente Revue passieren lassen, die Twitter unter Musk bisher über sich ergehen lassen musste. Etwa als Musk bei seinem allerersten Hausbesuch als neuer Chef mit einem Waschbecken (Englisch „sink“) in den Headquarters in San Francisco aufkreuzte und einen Bildpost mit der Überschrift „Let that sink in“ twitterte. Oder als er nach der Übernahme seine Twitter-Bio in „Chief Twit“ änderte.

Geschmacklose Witze

Auch der Podcast selbst musste sich mit Musks geschmacklosen Witzen auseinandersetzen und erhielt auf die Frage, warum ein bestimmter Mitarbeiter per Tweet gefeuert wurde, ein Kackemoji von dem neuen Twitter-Team als Antwort. In der Zwischenzeit war die gesamte Belegschaft in Angst und Schrecken versetzt und fürchtete um ihre Arbeitsplätze. 3.700 Personen wurden nach den ersten zwei Wochen seiner Amtszeit entlassen, weitere 1.200 Kündigungen folgten später, nachdem er den Kolleg*innen, die nicht bereit waren, „hardcore“ zu arbeiten, mit Entlassung drohte.

All diese Ereignisse werden aufgegriffen und unter anderem von ehemaligen Mit­ar­bei­te­r*in­nen kommentiert. Nicht ganz klar ist, an welche Zielgruppe sich der Podcast richtet. Der Inhalt ist zwar sorgfältig recherchiert, bleibt aber in Erzählform und Gestaltung so konservativ, wie es die chronologische Darstellung der Twitter-Ereignisse der letzten Monate eben erfordert.

Was dem Podcast eindeutig fehlt, ist etwas, das nicht schon bekannt ist. Es gibt keine neuen Erkenntnisse, keine Enthüllungen, nichts Neues. Gepaart mit dem erzählerischen Standardformat, das hier an den Tag gelegt wird, bleibt die große Spannung aus.

Aber der Podcast dient zumindest denjenigen, die sich im mittlerweile unübersichtlichen Twitter-Komplex nicht auskennen. Sie können sich hier einen Überblick über die Geschehnisse rund um Musk und den Nachrichtendienst verschaffen.

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