Russisches Eisläufer-Paar: Georgischer Klatsch
Das Eistanzpaar Diana Davis und Gleb Smolkin ist ein Lieblingsthema der Presse in ihrer russischen Heimat. Bald starten die beiden für Georgien.
D iana Davis und Gleb Smolkin bilden gewiss ein talentiertes Eistanzpaar. Zu Weltruhm haben es die beiden trotz aller Begabung noch nicht gebracht. Dafür hätten sie bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking mehr erreichen müssen als Platz 14. In der Russischen Föderation, für deren Eislaufverband die beiden angetreten sind, ist das Paar indes ein Dauerthema in den Sportmedien genauso wie in der Klatschpresse.
Das Promipaar – er Sohn des Schauspielstars Boris Smolkin, sie die in den USA geborene Tochter der berühmten Eislauftrainerin Eteri Tutberidse – hat sich entschlossen, künftig für Georgien zu starten. Damit enden die Spekulationen um einen Verbandswechsel des in den USA lebenden Paars, die seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine kursierten.
Der russische Verband, dessen Athleten seit März 2022 von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen waren, hat Davis und Smolkin den Übergang gestattet. Grünes Licht haben sie zudem von Dmitri Gubernjew bekommen, dem bekanntesten TV-Sportmoderator des Landes und seit seinem Auftritt bei der Stadionshow zum Jahrestag der Annexion der Krim im Mai 2022 so etwas wie Russlands oberster Sportpropagandist. Er wünschte den beiden viel Erfolg. So sei eben der Weltenlauf. Der Verbandswechsel sei für ihn kein Landesverrat, er wünsche ihnen alles Gute. Ob aber sie in Georgien auch gut ankommen werden, das sei eine andere Frage.
Mit dem Bild von Davis und Smolkin endet nun also die monatelange Debatte über einen Verbandswechsel. Zunächst hatten US-Medien suggeriert, das Paar werde für die USA starten. Ein Problem sei das nicht, schließlich sei Davis US-Bürgerin und Smolkin ihr Mann. Letzteres wiederum wollten die beiden lange nicht bestätigen, was munter durchgekocht wurde von den Gerüchteköchen der russischen Klatschmedien. Heute weiß man, dass die beiden Gattin und Gatte sind.
Doch nicht nur über den Beziehungsstatus der zwei, deren Instagram-Account vermuten lässt, dass sie sich in den USA auf Kosten ihrer wohlhabenden Eltern ein ganz schönes Leben machen können, wurde munter spekuliert. Auch darüber, wie das Eistanzpaar über den Krieg, den ihr Heimatland angezettelt hat, denken könnte.
Seit Smolkin kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine zu den Worten „No War!“ ein kitschiges Bildchen via Instagram verschickt hat, auf dem zwei Hände zu sehen sind, auf denen die Weltkugel ruht, wird das von Wohlwollenden als Kritik an Putins Kriegspolitik gesehen, während es für andere nichts als ein windelweiches Statement gegen den Krieg im Allgemeinen ist.
In den russischen Sportmedien wird sowieso nicht über den Krieg gesprochen. Dass russische Athleten und Athletinnen so lange von Wettkämpfen ausgeschlossen waren – klar, das ist schon Thema. Aber in den zahlreichen Berichten über das Promiitanzpaar Davis/Smolkin wird meistens nicht mehr gesagt, als dass sich russische Sportler zurzeit in einer „schwierigen Situation“ befänden.
Zur Aufklärung beitragen wird auch Davis’ Mutter Eteri Tutberidse ganz bestimmt nichts. Dass sie Tochter eines georgischen Vaters ist, lässt den Verbandswechsel nach Georgien nachvollziehbar erscheinen. Was sie darüber denken könnte, werden sich die Medien zusammenreimen müssen. Die mit russischen Orden hoch dekorierte Tutberidse, die als Schreckenstrainerin im Zentrum des Dopingskandals um die damals 15-jährige Kamila Walijewa bei Olympia in Peking stand, spricht sowieso nicht mit der Presse – egal worum es geht.
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