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Wenn meditative Ruhe für Irritation sorgt
Es ist eine seltsame Prozession, die da am Samstagvormittag vom Hauptbahnhof Richtung Kröpcke zieht. Ungefähr 30 Menschen, alle in einer Reihe, setzen langsam einen Fuß vor den anderen, atmen, abrollen, der andere Fuß. Allein die Langsamkeit irritiert, hier, wo Menschen zu Zügen hasten, Einkaufstaschen schleppen, Fastfood hinunterschlingen.
Viele blicken auf, ist das jetzt Kunst oder was? Nein, die Deutsche Buddhistische Union hat zu einer „konsumkritischen Geh-Meditation“ eingeladen. Die Teilnehmer tragen Plakate vor dem Bauch und auf dem Rücken. Vorne steht: „Was ich wirklich brauche …“ und hinten selbst gewählte Stichworte, etwa „Harmonie“, „Toleranz“, aber auch „saubere Luft“ oder „heilsames Essen für alle“.
Langsam gehen sie durch die Fußgängerzone, vorbei an den Schaufenstern, dem zu verabschiedenden Junggesellen mit dem Dildo auf der Stirn, dem Punk, der nach Kleingeld ruft, dem schwarzen Prediger, der einem Bruder erklärt, dass Jesus von der Sklaverei befreit, dem Verdi-Streiktrupp – und ziehen, ohne ein Wort zu sagen, mehr Aufmerksamkeit auf sich als alle anderen zusammen. Nadine Conti