piwik no script img

berliner szenenVorbei an Dorfkirche und Hafen

Ich vergesse häufig, wie groß Berlin ist, wie unterschiedlich jeder Bezirk, wie divers die Bauten. Obwohl ich diese Stadt ein Leben lang kenne, gibt es immer wieder Kieze zu entdecken, die außerhalb meiner Wahrnehmung liegen. In manche verschlägt es mich durch Volkshochschulkurse, die im „Inner Circle“ meist schnell belegt sind. So kam ich schon zum Töpfern in der ganz reizenden Spandauer Altstadt sowie in der gar nicht mal so unbekannten Jugendkunstschule Atrium­ in Reinickendorf.

Manchmal bringt mich auch ein Kleinanzeigen-Inserat in die Berliner Peripherie. So wie unlängst, als ich mir ein neues, altes Rad zulegen wollte. Hierfür brachten mich die Öffis (wussten Sie, dass es einen X83er gibt?) ins tiefste Lichtenrade; nicht die schönste Ecke der Hauptstadt, kann ich nun sagen. Aber man hat dort alles, wessen es so zum Leben bedarf.

Auf dem Weg zurück radelte ich – die meiste Zeit auf holprigen Fahrradwegen – an allerhand für mich Neuem vorbei. In Alt-Mariendorf etwa ziert die zweit­älteste Dorfkirche Berlins das Stadtbild. Im 13. Jahrhundert errichtet, wurden Feldsteine in Quaderform geschichtet, der Turm wurde später mit weißem Holz verschalt. Drei Kilometer weiter ragt rechter Hand ein gewaltiger Backsteinbau auf. Kein Rathaus beherbergt er, vielmehr befand sich in dem expressionistischen Gebilde, dem Ullsteinhaus, einmal das wichtigste Druckhaus Deutschlands.

Daneben Südberlins ganz eigener Hafen, mit Anlegeplätzen und Hafenkränen. Unweit davon, rechter Hand von Alt-Tempelhof, ein aus vermeintlichen Trümmern gehauener Steinbrunnen, benannt nach seinem Schaffer Gerhard Schultze-Seehof. Spätestens hier, wo das Tempelhofer Feld gleich ins Innere Berlin einlädt, werden die Fahrradwege angenehmer, breiter und weniger uneben. Sophia Zessnik

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen