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berliner szenenAustria besucht Berlin

Der mit dem lockigen Kopf sieht aus wie Timothée Chalamet im Film „Call me by your name“. Und das blonde Mädchen mit Zöpfen und Brillen, das alles erklärt, als wäre sie eine Lehrerin vor ihrer Klasse, nenne ich einfach Little Miss Sunshine.

Mit solchen Gedanken überbrücke ich die Zeit, bis die Jugendlichen, zu denen die beiden gehören, fertig mit ihrem Einkauf sind. In einer Wolke aus Kaugummi- und Deo-Düften stehen sie vor mir in meinem Späti. Ich halte zwei Euro zwischen Daumen und Zeigefinger Richtung Kasse, um ein Bier zu bezahlen. Doch der Späti-Verkäufer zuckt mit den Schultern und gibt mir zu verstehen, dass er an das Geld nicht rankommt. Ich muss warten.

Little Miss Sunshine erzählt der Gruppe auf Englisch, wie anders alles in „Austria“ sei. Tabak, zum Beispiel, sei in Deutschland billiger als in Österreich. Alle hören aufmerksam zu und nicken. Außerdem habe man in Berlin im Späti ein großes Biersortiment, in Österreich nur im Supermarkt.

Etwa eine Stunde später, als ich die U7 nehmen muss, steigt die Gruppe dem gleichen Wagen zu wie ich. In der U-Bahn fragt das Mädchen einen Biertrinker im Blaumann, ob hier das öffentliche Trinken alkoholischer Getränke erlaubt sei. „Ja, klar“, antwortet der Mann und nimmt noch einen Schluck aus seiner Flasche. In Wien würde man eine hohe Strafe dafür bekommen. Essen dürfte man da auch nicht. Wer beim Mampfen in den Öffis erwischt wird, zahlt nicht so ein horrend Bußgeld. Timothée stimmt ihr zu.

Als ich am Mehringdamm umsteige, merke ich, dass sie hinter mir stehen. Ich befürchte, dass die austriakische Meute weiter bis Leopoldplatz fährt. Doch dann verschwindet sie Richtung Ausgang. Zum Glück: Ich habe schon genug über Austria erfahren.

Luciana Ferrando

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