zurück in die zukunft
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Zukunftsbilder der ­Vergangenheit und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe. Foto: Library of Congress

Es ist spät geworden, die Oper ist vorbei. Ein berauschender Abend, nur das Korsett schnürt etwas ein und du sehnst dich danach, den Rüschenrock loszuwerden. Zeit, endlich das Taxi für den Heimflug zu rufen.

In der Zeichnung „La Sortie de l’opéra en l’an 2000“ von 1882 ist der Himmel voll mit Flugobjekten und Terrassen zum Verweilen in der Höhe. Wind und dünne Luft spielen keine Rolle. Modisch allerdings stoppt die Vision im Jugendstil. Frauen tragen gerüschte Kleider mit perückenhaften Frisuren, Männer schwarze Hüte und lange Mäntel.

Der Zeichner Albert Robida, geboren 1848, Illustrator, Karikaturist und Science-Fiction-Autor, ist bekannt für seine Entwürfe zukünftiger Welten – und seine Satire. Er thematisierte dabei sogar Umweltschutz und die soziale Stellung der Frau. Immerhin steuern an diesem Opernabend auch Frauen kleine Flugobjekte. Gleichzeitig sehen die Polizeistreifen aus, als wären sie eben erst vom Pferd gestiegen. Vielleicht erzeugt Robida hier ganz bewusst diesen Kon­trast zwischen Neu und Alt, sodass man über die Schönen und Reichen seiner Zeit lachen muss. Die Welt von morgen mit den Menschen von gestern.

Heute noch reden Po­li­ti­ke­r*in­nen von Flugtaxis. Dabei wäre der größere Fortschritt vielleicht, wenn mehr Menschen nach der Oper den Rock raffen, aufs Fahrrad steigen und nach Hause radeln würden. Salome Neumann