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Wenn der Chef selbst zum Mikro greift

Wenn wir schon mal hier sind, dann müssten wir doch eigentlich zu diesem Italiener im Industriegebiet. Soll gut sein, Steaks aus dem 800-Grad-Ofen, in der Gegend der heiße Scheiß. Leider gibt’s erst Tische ab halb neun. Will halt jeder hin, erst recht an einem Samstagabend.

Ums Lokal herum ist alles zugeparkt, vor dem Eingang steht der Chef und raucht. Doch, drinnen sei jetzt was frei, gut, dass wir angerufen hätten, sagt er im breitesten Stuttgarter Schwäbisch. Der große Raum mit Fenstern bis zum Boden ist voll, größere Gruppen an den Tischen, von unserem Platz aus kann man den berühmten Ofen sehen.

Es dauert, bis das Steak kommt, als plötzlich Musik ertönt. Direkt in unserer Ecke hängt eine Box, wir müssen schreien, um uns zu verständigen. Sollen wir mal den Chef fragen? Ob er vielleicht, ein bisschen leiser? Da hinten kommt er ja, aber man kann ihn nicht fragen. Der Chef hat ein Mikrofon vor dem Mund und singt italienische Schlager: „Azurro“, „Volare“, seine Stimme erfüllt den Raum.

Korntal-­Münchingen

19.517 Ein­woh­ner*innen.

Die Doppelort liegt direkt neben Stuttgart-Zuffenhausen (Porsche). Münchingen ist für seinen Spargel bekannt, Korntal für seine Pietisten.

Irgendwann kommt das Steak. Als wir gehen, singt der Chef immer noch. Daniel Wiese