Sanierung des Dachstuhls

Die Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga gibt erstmals Details zum geplanten Investorendeal preis. Mit dem neuen Kapital soll vornehmlich die Infrastruktur der Vereine modernisiert werden

Aus Frankfurt Frank Hellmann

Die Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) im Frankfurter Westend ist im Vergleich zu den Bankentürmen in der Umgebung zwar ein bescheidenes Gebäude, aber baufällig sicher nicht. Dennoch wählte der interimsmäßig als Geschäftsführer fungierende Axel Hellmann im Beisein des Kollegen Oliver Leki einen solchen Vergleich, warum sich die Dachorganisation des deutschen Profifußballs für einen Investor öffnen soll. Wenn der Dachstuhl eines Hauses in die Jahre gekommen sei, müsse gehandelt werden: „Wenn es reinregnet, wird es richtig teuer.“ Die Doppelspitze sieht es inzwischen als alternativlos an, dass sich 36 Profivereine eine Kapitalspritze über zwei Milliarden Euro von einem strategischen Partner besorgen.

Der 51-Jährige bestätigte, dass von einst sechs nur noch vier Private-Equity-Unternehmen der globalen Finanzindustrie übrig sind, die sich um 12,5 Prozent der demnächst in eine Beteiligungsgesellschaft ausgelagerten Medienerlöse bewerben. Diese werden vermutlich für 20 Jahre abgetreten und nicht über 25 oder 30 Jahre. Davon sei man abgerückt. Hellmann hätte sich zwar „einen höheren Anteil und eine längere Laufzeit“ vorstellen können, kann aber mit diesem Kompromiss leben. Sich das Kapital auf dem freien Markt über Kredite zu besorgen, sei ungleich teurer – und unverantwortlich für eine neue Geschäftsführung.

„Wir sind eine globale Premiumliga, aber wir sind nicht auf der Insel der Glückseligen“, verdeutlichte der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt. Für ihn hat die Bundesliga längst an Boden verloren, weil international viel Kapital von außen zugeführt werde. „Wir verlieren Stück für Stück den Anschluss.“ Nur Bayer Leverkusen ist aktuell noch in einem internationalen Wettbewerb.

Man habe eine „enorme Verantwortung, die Liga zukunftsfähig zu machen“, bekräftigte Leki. Es sei offensichtlich, „dass man mindestens unter Druck steht“, so der Vorstand Finanzen, Organisation und Marketing des SC Freiburg. Die Intention des Projektes sei gewiss nicht, „die Premier League anzugreifen“, versicherte der 50-Jährige, der sich für das „Vermarktungsmodell 2.0“ in knapp drei Wochen bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine stabile Mehrheit erhofft. „Die Entscheidung kann man treffen oder nicht treffen“, sagte Leki. „Aber die Klubs müssen dabei ein gutes Gefühl haben.“ Bei einer Zustimmung wird sechs Wochen später der endgültige Geldgeber der Bundesliga ausgewählt.

Erstmals erläuterten die Interimsbosse zu den Details des geplanten Deals. Hinter den Kulissen haben sich die Klubvertreter nach zähen Debatten zudem geeinigt, wie das Geld verwendet werden soll – größtenteils nämlich zweckgebunden. Der dickste Batzen von 950 Millionen Euro soll von den Vereinen für Infrastrukturmaßnahmen verwendet werden, also die Digitalisierung der Arenen oder den Ausbau der Nachwuchsleistungszentren. 750 Millionen Euro werden für die DFL-Investitionen veranschlagt: Zentrales Ziel ist es, eine eigene Streaming-Plattform aufzubauen, um die eingebrochene Auslandsvermarktung anzukurbeln. Nur noch 300 Millionen Euro steht den Klubs zur freien Verfügung. „Wir werden den Markt nicht mit Geldern fluten“, versprach Leki.

Hellmann wie Leki warben für die Grundsatzentscheidung, die nicht frei von Risiken ist, doch es handele sich ja nicht um einen Anteilsverkauf an der DFL – eine Beteiligung an Lizenzrechten der DFL GmbH sei ausgeschlossen. Hier habe man eine rote Linie gezogen. Gleichwohl gab Hellmann zu: „Die Urangst der Fans kann ich total verstehen, aber auf die hoheitliche Entscheidung hat ein Investor keinen Einfluss“.