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Nestbau zwischen Glas und Stahl

Es ist wieder Nistzeit. Glücklich, wer da einen Busch oder Baum beziehen darf. Im taz-Gebäude gibt es davon wenig

Auf der Dachterrasse des alten taz-Hauses in der Rudi-Dutschke-Straße gab es eine Reihe Büsche. Täglich fanden sich dort Spatzen, Krähen, Tauben und zwei Amseln ein, sie wurden gefüttert. Ein Meisenpaar brütete in einem Nistkasten. Als das Rauchverbot im Haus griff, wurden die Vögel oft von den Rauchern gestört.

Im neuen taz-Gebäude aus Glas und Stahl mit einem aufgeräumten Park daneben kommen fast nur noch Tauben und Krähen auf die zwei Dachterrassen. Die Beseitigung einer großen Hecke im Park, weil die Anwohner Angst hatten, im Dunkeln daran vorbei zu gehen, hat die Spatzen vertrieben. Und die Glasfassaden kosteten bereits zwei Tauben das Leben, eine Waldschnepfe überlebte jedoch die Kollision, ebenso eine Taube, die dann aber von einem Bussard getötet wurde, der sie halb verschlang, den Rest fraß eine Krähe. Zwei Mitarbeiterinnen vom BUND warben bisher vergeblich dafür, Schutzmaßnahmen gegen den „Scheibentod“ von Vögeln an den Glasfassaden zu ergreifen.

Für die aus Felsentauben gezüchteten und dann verwilderten Haustauben ist das taz-Gebäude ein Felsen mit Ecken und Nischen zum Brüten. Das nehmen sie auch wahr. Manchmal findet man ein Gelege mit einer noch nicht flüggen Jungtaube auf einem der Umlaufbalkone. Aber weil die Vögel alles vollscheißen und das ständige Gurren der Täuberiche einige Mitarbeiter stört, wird auch schon mal ein Nestbau verhindert. Zudem soll die Putzfirma bereits angelieferte Tauben-Abwehrspikes installieren, obwohl Jungvögel sich daran verletzen können. Dass ich die Vögel auf der oberen Terrasse gelegentlich mit Wasser und Futter versorge, möchte man auch untersagen.

Was wird erst los sein, wenn der Schweizer Künstler Res Ingold aus der Dachterrasse einen „Vogelflughafen“ macht? Zwar gibt es für dieses Projekt noch keinen einheitlichen taz-Willen, aber er verspricht: „Damit würde der taz-Tower zum Zentrum einer zukunftsorientierten Aviofauna.“

Ob ein Spatz in der Hand wirklich besser ist? Foto: Isabel Lott

Ich befürchte allerdings, das ökologische Denken in der taz beschränkt sich auf gesundes Essen und ein gutes Leben.

Helmut Höge, 75, ist Redakteur und Aushilfshausmeister der taz. Er kümmert sich um alles, was lebt und nicht menschlich ist.

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