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Wenn Sternchen auf die Stimmung schlagen

Wir standen in Pinneberg und sangen das schöne plattdeutsche Lied „Dat du mien Levsten büst“, in dem es um eine junge Frau geht, die ihren Liebsten nächtens in ihre Schlafkammer einlädt. Nein, es war kein Junggesellinnenabschied, sondern ein Kunstevent im öffentlichen Raum, bei dem es darum ging, von „A nach B“, von Altona in Hamburg nach Burg in Dithmarschen, zu reisen.

Beim Reisen zu singen, hebt die Stimmung – nicht nur unsere, sondern auch die der übrigen Menschen um uns herum, die teils mitsangen, teils klatschten. Die Leiterin unserer Gruppe verteilte Flyer, um zu erklären, was wir da tun.

Und prompt schlug die Stimmung um: „Das mit diesen Sternchen sollen Sie lassen, das mögen wir hier nicht!“, trompete ein Mann nach einem Blick auf den Text.

Pinneberg

43.600 Ein­wohner*innen.

Die Stadt in der Metropolregion Hamburg ist eine der drei größten Baumschul­gebiete Deutschlands: Rund 170 Betriebe züchten und verkaufen Gehölze und andere Pflanzen, etwa Alleebäume.

Wie er richtig erkannt hatte, benutzte der Text genderneutrale Begriffe und Sonderzeichen. Warum der Mann aber meinte, für den gesamten Ort, vielleicht sogar den Landstrich sprechen zu können, erschloss sich nicht zwingend. Vielleicht hielt er sich, um Rio Reiser zu zitieren, für Kanzler, Kaiser, König … oder Königin? Esther Geißlinger