Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wie das Ostpreußische Landesmuseum Vertriebenen nah bleibt

Das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg steht wegen des Einflusses von rechten Vertriebenen auf die Ausrichtung des Museums in der Kritik. Unter anderem tagte dort die revanchistische Landsmannschaft Ostpreußen (LMO), die aktuell unter anderem auch vor der „viel zu lange ignorierten Gewahr“ der „arabischen Clans“ warnt. In einem offenen Brief an die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), hinterfragt ein pensionierter ­Kriminalbeamter die Beziehungen der Landsmannschaft zum Landesmuseum. Das war aus dem 1958 von vertriebenen Ostpreußen um Hans-Ludwig Loeffke gegründeten „Ostpreußischen Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde“ entstanden.

Der Pensionär fragt, ob Spenden von Einzelpersonen aus der Landsmannschaft eingegangen seien, und welche Unterstützung das Museum wiederum für die Landsmannschaft leiste. Die Antwort einer Sprecherin des Staatsministeriums ist knapp: Der Brief sei eingegangen, den „relevanten Vorwürfen“ sei nachgegangen worden, sagt sie: „Wir haben bislang keine Verstöße gegen Förderrichtlinien oder sonstige Rechtsverstöße festgestellt, die die Förderung infrage stellen.“ Bei weiteren Fragen zu den „erhobenen Vorwürfen“ solle man sich „bitte direkt an das Ostpreußische Landesmuseum“ wenden. Der Leiter des Museums, Joachim Mähnert, hatte zuvor auf die Frage der taz, ob die Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen der Landsmannschaft, Barbara Loeffke, 25.000 Euro gespendet hat, auf das Staatsministerium verwiesen.

Loeffke ist die Witwe des verstorbenen Museums-Initiators Hans-Ludwig Loeffke. Sie führt auch den Förderkreis „Ostpreußisches Jagdmuseum – Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung“. Dessen stellvertretender Vorsitzender wiederum ist Wilhelm von Gottberg. Der ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete forderte unter anderem „eine offizielle Bitte um Vergebung durch Polen, Tschechien und Russland für die völkermordartigen Vertreibungsverbrechen“ und erklärte, dass die Rede vom Holocaust der „Kriminalisierung der Deutschen“ diene.

Foto: Jungsfoto: dpa

Andreas Speitarbeitet als freier Jour­nalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Im April vergangen Jahres erklärte Museums-Chef Mähnert der taz, dass er im Milieu der Landsmannschaft nur wegen kleiner Summen anfrage. Auf der Jahreshauptversammlung der Landesgruppe Niedersachsen im Museum im Jahr 2020 aber bedankte sich Mähnert in seiner Begrüßungsrede beim Förderkreis für eine Spende, mit der der „Neuerwerb eines fast lebensgroßen Portraits des ersten preußischen Königs Friedrich I.“ ermöglicht worden sei.

Das Museum, so Mähnert weiter zur taz, verschicke keine Einladungen der LMO, wie im Brief des Pensionärs behauptet. Und wenn die taz „skandalisiere“, dass die Witwe des Museumsgründers mal Pralinen vorbeibringe, mache sie sich „lächerlich“. Mähnert fordert, die taz solle die „Motive Ihrer Quellen“ hinterfragen.

Wenn die taz „skandalisiere“, dass die Witwe des Museumsgründers Pralinen vorbeibringe, mache sie sich „lächerlich“, sagt der Museumschef

Dass die Beziehung zwischen Landesmuseum und Landsmannschaft aber ambivalent ist, lässt auch Mähnert durchblicken: „Diese Vereinsmitglieder, praktisch alle im hohen Alter“, wollten mit einer kleinen Unterstützung „dazu beitragen, die Erinnerung an ihre Leidensgeschichte und an ihre verlorene Heimat bestmöglich wachzuhalten“. Das sei „nur menschlich“ und „nicht falsch“, solange diese Vereine die Arbeit nicht inhaltlich beeinflussten, „insbesondere, wenn das Weltbild einzelner Vereinsmitglieder zu Bedenken berechtigten Anlass gibt“. Doch schafft das Museum durch die bestehende Integration nicht eine Aura der Seriosität für die Strukturen, die auch zur Akzeptanz von bedenklichen Weltbildern führen kann?