: VRR kassiert bei Senioren
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) verteuert das „Bärenticket“ um zwei Euro. Das Gruppenticket kostet sogar 45 Prozent mehr. Sozialtickets für ALG II-Empfänger sind für den VRR „kein Thema“
VON BORIS R. ROSENKRANZ
Junge Menschen, die alleine fahren, sind beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) besser dran: Senioren und Reisende in einer Gruppe von bis zu fünf Personen hingegen zahlen für Bus und Bahn künftig drauf. Das Nahverkehrs-Unternehmen gab gestern Details zu seiner bereits in der vergangenen Woche angekündigten Preiserhöhung bekannt. So wird es im kommenden Jahr Aufschläge in nahezu allen Ticket-Kategorien geben. Beim so genannten Bärenticket, der Monatsfahrkarte für „Aktive ab 60“, zahlen Senioren künftig monatlich zwei Euro mehr als im Moment. Besitzer des so genannten Ticket1000 müssen zusätzlich 1,80 Euro locker machen. Am Härtesten aber trifft es kleinere Reisegruppen. Wer mit vier Freunden in den Bus oder die Bahn steigt, muss einen gepfefferten Aufschlag hinnehmen: Das 5er-Gruppenticket wird rund 45 Prozent teurer.
„Das bisherige Tagesticket zum Preis von sieben Euro in der Preisstufe A für bis zu fünf Personen war für einen Fahrgast zu teuer und für fünf zu preiswert“, erklärte VRR-Geschäftsführer Klaus Vorgang gestern. Ferner nennt das Unternehmen als Grund für die Fahrpreiserhöhung sinkende staatliche Zuschüsse. Dafür, dass der VRR Schüler, Studenten und Auszubildende befördert, bekommt der Verkehrsverbund ab dem kommenden Jahr zwölf Prozent weniger Geld. Bisher lag der Zuschuss bei rund 90 Millionen Euro. Weil der Rotstift aber auch bei den Ausgleichszahlungen für die Beförderung Schwerbehinderter angesetzt wird, rechnet der VRR mit weiteren acht bis zehn Millionen Euro, die ab 2006 fehlen. Frank Heidenreich, CDU-Fraktionsvorsitzender in der VRR-Verbandsversammlung, erklärte in der vergangenen Woche, dass es außerdem allein 15 Millionen Euro koste, die Busse mit Rußpartikelfiltern auszustatten. Einziger, alternativloser Ausweg aus der Kostenfalle ist laut Heidenreich die Preiserhöhung.
Ausgenommen von der Erhöhung sind Einzeltickets bis zur Preisstufe A. Zudem nimmt der VRR zwei neue Fahrkarten in sein Angebot auf: ein günstigeres Ticket für eine Person und ein Vierer-Tagesticket für vier frei wählbare Tage. Nicht im Programm sind hingegen verbilligte Tickets für Empfänger des Arbeitslosengeldes II. Vor der Landtagswahl hatte die rot-grüne Ratskoalition aus Dortmund gefordert, die ALG II-Empfänger zu begünstigen, damit sie flexibler wären. Heidenreich hatte der taz nrw bereits vergangene Woche gesagt, dass er diesen Vorstoß populistisch finde. VRR-Pressesprecher Hans Oehl bestätigte gestern, ein Sozialticket sei für die Preistabelle 2006 „kein Thema“. Die Botschaft aus Dortmund sei angekommen. Ob darüber aber in den jeweiligen Gremien diskutiert worden sei, wisse er nicht.
Im angrenzenden Verkehrsverbund Rhein-Sieg wurde eine Preiserhöhung noch nicht beschlossen. Eine Entscheidung wird hier voraussichtlich im September fallen, einen Monat nachdem die Nahverkehrs-Tarife in Münster angehoben wurden: Ab dem 1. August diesen Jahres müssen nämlich auch die Münsteraner tiefer in die Tasche greifen, wenn sie Bus und Bahn benutzen. Wie tief, steht allerdings noch nicht fest. Ein Sprecher der Stadtwerke Münster erklärte gestern nur, die neue Preistabelle liege den entsprechenden Stellen zur Genehmigung vor. Nur eines, wie sollte es anders sein, ist bislang so gut wie sicher: Die Preise gehen hoch.
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