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: Endlose
Eiszeit

Claudia Pechstein, 51, läuft und läuft – auch bei der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft in Heerenveen

Der älteste Teilnehmer an Olympischen Spielen: Carel August Kronlund, der im Jahre 1924 sogar eine Silbermedaille im Curling gewann. Kronlund war 58 Jahre und ein paar Zerquetschte alt. Älteste Frau unter der Fahne mit den fünf olympischen Ringen war Anne Abernathy von den Amerikanischen Jungferninseln. Sie trat 2006 in Turin respektive Cesena im Rennrodeln an. Ihr Alter: 52 Jahre, 307 Tage. Es könnte durchaus sein, dass Claudia Pechstein, die seit über drei Dekaden auf Schlittschuhen unterwegs ist, diesen Rekord im Blick hat und Abernathy als Alterspräsidentin des internationalen Sports ablösen möchte; die erfolgreichste deutsche Olympionikin bei Winterspielen ist sie ohnehin schon.

Pechstein hätte dazu bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo Gelegenheit. Die streitbare und einst unter Dopingverdacht stehende Athletin wäre dann 54 Jahre alt. Bis dahin hält sie sich mit internationalen Wettkämpfen wie der Einzelstrecken-WM im holländischen Heerenveen fit, wo sie in den vergangenen Tagen nimmermüde ihre Runden gedreht hat. Auf den längeren Kanten wie 3.000 Meter, Massenstart und 5.000 Meter ist Pechstein immer noch konkurrenzfähig, die deutschen Mitläuferinnen hat sie auf diesen Distanzen noch ganz gut im Griff. Und warum sollte sie auch Schluss machen, wenn sie national noch führend ist und der Körper mitmacht?

„Sehr stolz“ sei sie, sagte sie in einem Interview mit Sport Bild, sich sportlich für ein Teilnehmerfeld qualifiziert zu haben, „in dem die anderen vom Alter her meine Töchter sein könnten. Mit 51 Jahren müsste ich eigentlich bei allen Rennen Letzte werden.“ Im Massenstart-Rennen von Heerenveen schied Pechstein im Halbfinale aus und landete schließlich auf Platz 17. Bei ihrer 21. Teilnahme an einer Einzelstrecken-WM schaffte sie es nicht, in den Zwischensprints zu punkten, um über die Punktwertung weiterzukommen. Schon bei der WM-Premiere im Jahr 1996 war sie dabei. 30 WM-Medaillen hat die Polizistin seither gewonnen, fünf Mal reichte es für Gold. Das 5.000-Meter-Rennen, das nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe am Sonntag endete, dürfte sie nicht aufs Podium geführt haben, aber darum, sagt sie, gehe es als Methusaline eh nicht mehr: „Da ich nicht mehr um Medaillen mitlaufen werde, möchte ich bei allem Ehrgeiz vor allem die Stimmung genießen.“ Einen besseren Ort als die Eislaufhalle Thialf in den Niederlanden kann man sich dafür nicht aussuchen. Markus Völker