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Wenn im Urlaub die Küche kalt bleibt
Eigentlich war’s nur als handfest-höfliche Floskel an der Wirtshaustür gemeint, ob’s „bei euch noch was zu essen“ gebe. Umso verblüffender die Antwort, dass jetzt – Freitag, 17 Uhr – schon zu sei. Sie wäre heute allein im Dienst, gleich kämen noch Übernachtungsgäste und das Zimmer sei nicht fertig. Samstag und Sonntag gäb’s auch nichts zu essen und Montag wär dann Ruhetag, „tut mir leid“.
Nicht nur im Gastgewerbe des Harzes scheint es derzeit schwierig zu sein. Vorhin war der Strom weg und blieb das eine Weile auch. „Verschneite Oberleitung“, hatte die Frau am Kiosk erzählt, „ist nicht schlimm, das kriegt man schnell hin, aber die haben gerade niemanden“. Und noch etwas früher war der Bus falsch abgebogen: Neuer Fahrer, aushilfsweise wegen Krankenstand. Immerhin gibt es ihn!
Dafür ist es schön ruhig hier im Schnee und heimelig so ohne die ganzen Leute, an denen es eben nur arbeitsmäßig mangelt. Und ein bisschen hat selbst diese Misere dann auch mit falscher Bescheidenheit zu tun. Denn ein ratloses Schwarzbier später tischt die Wirtin dann doch noch „eine Kleinigkeit“ auf: zwei Terrinen Kartoffelsuppe, Würste, Pfannkuchen, Nudeln, Salat und Pommes für die Kinder. Jan-Paul Koopmann