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Die WahrheitImmobilien, mon amour

Wer von der eigenen WG genervt ist, sollte nicht kleckern, sondern klotzen! Die Bauwelt da draußen hat nämlich einiges zu bieten.

W enn mich die Mitbewohner links und rechts meines überteuerten WG-Zimmers nerven, chille ich auf dem Handy in den Immobilien-Angeboten, eine lieb gewordene Gewohnheit vorm Einschlafen. Ich suche nicht nach anderen WG-Zimmern, nö, pöh, ich chille cool bei „Häuser kaufen“ und stelle mir vor, wie schön mein Leben woanders sein könnte.

„Hollywood-Feeling im Rheingau! Prachtvolle Villa mit Schwimmbad und Parkgrundstück. Ein Refugium zum Relaxen.“ Genau das, was ich suche. „Wir betreten den großzügigen Dielenbereich (inkl. Gäste WC), von dem alle Räume der Etage einzeln begehbar sind.“ Die präzisen Beschreibungen beruhigen mich nach den Wirrnissen des Alltags immer ungemein. Allerdings wird es nun sonderbar: „Über einen separaten Gang begehbar, der private Teil der Etage mit 2 Zimmern plus 2 Bädern.“ Irgendwie unübersichtlich.

Wie sieht es denn im Hallenbad aus? „Voll funktionale Technik, alles sehr hochwertig gefliest mit dem Retro-Charme der 80-er.“ Das finde ich gut, fange jedoch an, die Nebenkosten zu kalkulieren. Schade, schon Wannen­bäder sind heutzutage nicht mehr bezahlbar. Die riesige Tiefgarage gefällt mir auch nicht, besitze gar kein Auto. Realistischer geworden, scrolle ich zu kleineren Objekten.

Gar nicht ansprechend erscheinen Häuser mit Trampolin im Garten, obwohl grundsätzlich nichts gegen Trampoline spricht. Nur auf Fotos sehen sie nie gut aus. Hochgeklappte Toilettendeckel sind ein absolutes No-go, dennoch überraschend häufig abgebildet. Leute, die so was als Reklame ins Internet stellen, sorry, haben die Kontrolle über ihr Haus sicher schon lange verloren.

Träume von Stricken

Am Stadtrand wartet ein winziges Fachwerkhaus mit 50 Quadratmetern Wohnfläche auf seine Entdeckerin. Alles korrekt heruntergeklappt, kein Trampolin, zudem ziemlich günstig. Könnte ich sogar finanzieren, falls die Bank einen Kredit über 50 Jahre Laufzeit bewilligt. „Das charmante Haus steht zum kurzfristigen Bezug zur Verfügung.“ Prima. Beheizt wird es allerdings mit einer „Strom­direktheizung“.

Die Nebenkosten, da sind sie wieder. Den kargen Retro-Möbeln nach zu urteilen, lebte hier zuletzt eine ältere Person. Vielleicht hatte sie einen Hund. Mit einem weiteren Menschen könnte es wegen der Schrägen dort nämlich zu eng sein. Ich hätte auch gern einen Hund, hatte schließlich noch nie einen. Gern würde ich meinem Hündchen und mir schicke, dicke Pullis stricken, die wir dann in unserem ungeheizten, dennoch gemütlichen Häuschen tragen.

In der Nacht träume ich vom Stricken, gar nicht einfach, aber ich mache schnell Fortschritte. Pastellfarbene Muster schweben durch den Raum. Am nächsten Morgen erzähle ich den Mitbewohnern, was ich alles erlebt habe. Sie staunen. Und dann fällt ihnen ein, dass der Flur mal gestrichen werden müsste. Mir reicht es jetzt endgültig. Wenn ich eins wirklich hasse, dann sind das Renovierungsarbeiten.

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