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an der friedrichstraße
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Die Ausbildungszeit ist vorbei

Für Shoko Bethke und Ruth Fuentes endet diesen Monat das taz Panter Volontariat

Es war Sommer in Berlin, als Shoko Bethke und ich das erste Mal vor dem taz Gebäude standen. Juni 2021, um genau zu sein. Vielversprechende Bundestagswahlen standen bevor. Und ich fühlte mich noch richtig grün hinter den Ohren. Aus Heidelberg frisch nach Berlin gezogen, hatte ich meinen Mathemaster irgendwo abgeheftet und wollte nun endlich tun, was ich in den letzten Jahren nur nebenher getan hatte: schreiben. Schreiben über gesellschaftlich Relevantes, über Politik, über Kultur.

Über die taz hatte ich Verschiedenes gehört: von Deutschlands „größter Schülerzeitung“ bis „beste inoffizielle Journalistenschule“. Ich wusste, sie hatte einen linken Kern und war immer wieder mal polemisch. Das gefiel mir. Ich bewarb mich für das Volontariat der taz Panter Stiftung.

Schließlich bekamen Shoko und ich die Möglichkeit, für anderthalb Jahre Journalismus zu lernen. Direkt vor Ort angewandt, zusammen mit erfahrenen Redakteur:innen, die immer sehr beschäftigt wirkten, aber dann doch für eine gute Kritik zu haben waren.

Nachdem wir gemeinsam Teil des taz-Wahlcamp-Projekts waren, bei dem wir zusammen mit drei weiteren jungen Jour­na­lis­t:in­nen über die Bundestagswahlen schrieben, durchliefen wir die verschiedensten Ressorts. Bis wir zwischen all den Konferenzen, Aufgabenbereichen, Stockwerken, Möglichkeiten und Zuständigkeiten den Durchblick hatten, dauerte es etwas – bis heute eigentlich. Wir fanden aber bald heraus, worin unsere Interessen lagen (Shoko: eher die tagesaktuelle Arbeit, ich: mehr das Essayistische).

„Das Volo ist harte Arbeit und Spaß zugleich“, schrieb ich nach einem halben Jahr Volontariat. Ich lernte, dass Journalismus auch Durchhaltevermögen, Recherchearbeit, Umgang mit Kritik und viel Organisation bedeutet. Und ich lernte auch viel über mich selbst: dass ich zum Beispiel gerne moderiere. Während des Volos waren wir manchmal lost und manchmal froh über die kreative Freiheit, die uns gewährt wurde. So startete ich mit einem Kollegen die Kolumne „Stimme meiner Generation“. Die taz Panter Stiftung finanzierte uns Recherchereisen nach Japan und Kuba.

In meiner Bewerbung schrieb ich damals, dass ich etwas tun möchte, das Menschen bewegt, das etablierte System kritisiert, zum Nachdenken anregt. In der taz ist das möglich und für mich seit dem 1. Januar in der taz lab-Redaktion auch weiterhin drin. Ruth Fuentes