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Allgäu nicht gefragt

GAL sieht Kritik an neuem Heim bestätigt: Nur ein Mädchen lebt dort zurzeit. Stadt zahlt für Leerstand

Die Zweifel an dem Sinn des Mädchenheims der Hamburger Rudolf-Ballin-Stiftung im fernen Allgäu scheinen sich nach Einschätzung der GAL-Jugendpolitikerin Christiane Blömeke „zu bestätigen“. Blömeke hatte in zwei kleinen Anfragen an den CDU-Senat die Belegungszahlen des im März eröffneten Heimes erfragt und erfahren, dass dort am 27. April ein 15 und ein 16 Jahre altes Mädchen aufgenommen wurden, von denen eines bereits nach 13 Tagen das Heim wieder verließ.

Warum dies passierte, will der Senat aus „Gründen des Sozialdatenschutzes“ nicht angeben. Die GAL-Fraktion will indes davon erfahren haben, dass der Teenager als „zu schwierig“ für die Einrichtung gegolten habe. „Wenn sechs Mitarbeiterinnen nicht mit zwei Mädchen klarkommen“, kritisiert GALierin Blömeke, „muss ich an deren Qualifikation zweifeln.“

Die Mitarbeiterinnen hatten bis vor kurzem noch ein Kinderkurheim betrieben, das den Sparbeschlüssen des Senats zum Opfer fiel, und wurden durch Fortbildung auf die neue Aufgabe vorbereitet. „Unzureichend“ ist für die grüne Abgeordnete auch der Schulunterricht für die Mädchen, findet dieser doch laut Senatsantwort nur „schulvorbereitend“ und nicht durch Lehrer statt.

Erstmals gefordert hatte das Mädchenheim der CDU-Abgeordnete Klaus-Peter Hesse im September vergangenen Jahres. Er hatte von einem Bedarf von „mehreren Dutzend“ Plätzen gesprochen. Nach Angaben der Ballin-Stiftung hat das umgebaute Haus maximal 18 Plätze. Wie aus der Senatsanwort hervorgeht, hat das Heim noch bis Sommer nächsten Jahres Zeit, sich zu rentieren, da sich die Sozialbehörde bis dahin auch an den Kosten für unbelegte Plätze beteiligt. Die Höhe dieser Kosten will der Senat nicht nennen, seien sie doch „nicht im Vorwege hypothetisch zu beziffern“. Kaija Kutter

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