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: Bindendebatte, die (Folge 59)

Faeser mit Binde   Foto: dpa

Was ist passiert? Also: Tante Käthe hat sich am Freitag mit der Binde befasst. Mit der One-Love-Binde. Innenministerin Nancy Faeser von der SPD hatte sie ja in Katar am linken Oberarm getragen, um Zeichen zu setzen. Tante Käthe moserte jetzt: „Auch die Innenministerin hätte das ein oder andere lassen sollen.“ Vermutlich war das Tragen des Textils gemeint. Oder die schlechte Klimabilanz der vielfliegenden Politikerin? Wohl eher nicht, denn Tante Käthe, und das ist nicht das einzige Paradoxon, gilt als alter, weißer Mann, der irgendwie in der Vergangenheit stecken geblieben ist. Sagt jedenfalls Twitter.

Wir alle wissen, dass Tante Käthe ein Er ist und jetzt viel zu sagen hat im Deutschen Fußball-Bund. Aber darf er (sie?) sooo viel sagen? Darf er (sie?) die Sportministerin angehen, unterstützt vom offenbar opportunistisch gesinnten DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf? Frau Faeser hat nun „gekontert“, wie eine Agentur schreibt: „Ich finde nicht, dass Herr(!) Völler die Arbeit für die Fifa machen sollte. Die Binde zu tragen, war ja eine Aktion vor allem im Protest gegen die Fifa – nicht gegen Katar, sondern gegen die Fifa, die ja den Verbänden, die das tragen wollten, worunter der DFB ja war, das verboten hat kurz vor Start der Spiele.“ Es sei ihr „persönlich wichtig“ gewesen, „dort Haltung zu zeigen“.

Das klingt nach freier Rede und einer Rechtfertigung. Das ist erstaunlich, denn ging es Faeser nicht immer um „das Gute“ und um „das Richtige“. Muss man sich jetzt schon für Weltverbesserung rechtfertigen, gar kleinlaut werden? Das darf doch nicht war sein. Twitter, bitte schleunigst übernehmen! Markus Völker