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Wenn die Wirkung der Sirene sichtbar wird

Früh ist es noch am Tag, vielleicht 7.30 Uhr, bei allenfalls Dämmerlicht. Es ist Wochenende, und da zudem touristisch am oberen Mittelrhein gerade nicht einmal Neben-, sondern schlicht und ergreifend gar keine Saison herrscht, wirkt Oberwesel so ausgestorben, wie eine Kleinstadt nur wirken kann. Die Kirchstraße führt unter einem zur Wohnung umgebauten Wachturm durch, sanfte Steigung. Von links, also aus Richtung Rheinufer, schwillt ein klagender Laut an, erreicht fast die Höhe des Kammertons, verebbt, pausiert, schwillt wieder an, und noch einmal: Eine Sirene. Gibt's hier offenbar noch. Was wohl…?

Von der Bergseite kommt ein Mann mittleren Alters – er ist Brillenträger – in großen Sätzen angelaufen. Dann ein Auto von hinten, bremst scharf, parkt, junger Mann raus, rennt zum selben Ziel, jetzt noch ein Kleinwagen von unten. Noch einer von oben im Laufschritt. Ein weiterer… Und dann verlassen hintereinander, halsbrecherisch schnell drei Fahrzeuge das Depot, die angesichts der schmalen und verwinkelten Gassen, durch die sie rasen, absurd groß wirken. Und das hat mit ihrem Klingen die Sirene bewirkt. Benno Schirrmeister

Oberwesel

2.800 Ein­wohner*innen. Der Rhein bildet hier seinen engsten Talabschnitt aus und fließt einen lehmigen Prallhang entlang, der super ist für Wein – und irre gefährlich für Autos.

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