herzensort: Wo die Welt stillsteht
Wir wohnen am Rande eines Friedhofs. Wenn wir ins obere Stockwerk des Hauses gehen, blicken wir in die Wege zwischen den Gräbern. Wie ein Schachbrett ist der Friedhof vor unserem Fenster angelegt. Eine Gitterstruktur; in der Dunkelheit ragen die Grabsteine schemenhaft entlang der Wege empor, Grableuchten flackern; rote, weiße, gelbliche. Ein winziger Gedankensprung nur, und wir stehen am Panoramafenster eines eleganten Hauses in den Hollywood Hills, am Mulholland Drive vielleicht, und blicken auf das nächtliche Los Angeles. So verlockend kann ein Ort sein, an dem der Toten gedacht wird.
Eine Grabstätte leuchtet durch die Nacht, als wäre sie ein zentraler Platz, gesäumt von verschiedenen, prächtigen Gebäuden. Auf dem Grab stehen viele Lichter. Oft steht davor ein Mann; still verharrt er, den Blick auf den Stein gerichtet. Er trauert um seinen Sohn, der vor drei Jahren gestorben ist. Manchmal steht der Mann auch abends da, wenn es schon dämmert, allein mit sich und der Trauer.
So wichtig ist ein Ort, an dem die Welt stillsteht für die, die zurückgeblieben sind. Los Angeles, Ort der Engel. Felix Zimmermann
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