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: „Schauspieler als Komiker sind fast nie komisch“

Eine Reihe in Hamburg zeigt Filme, in denen Schauspieler nicht witzig sind

Foto: Benjamin Hauschild

Monty Arnold

1967 geboren, war ab 1984 Kabarettist und später Comedian. In Hamburg war er einer der Mitbegründer des „Quatsch Comedy Club“. Um 2000 zog er sich von der Bühne zurück und arbeitet seitdem als Dozent für Musical­geschichte, als Hörspiel­sprecher und als Blogger.

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Arnold, der Titel der von Ihnen kuratierten Filmreihe – „Die freiwillig komische Leindwand“ – ist kryptisch. Können Sie ihn mir bitte erklären?

Monty Arnold: Es geht in der Reihe um Filme, in denen Schauspieler Komiker spielen. Dabei entsteht das Paradoxon, dass es sehr schwer ist, jemanden glaubwürdig abzubilden, von dem gesagt wird, er sei ein wahnsinnig guter Komiker. Wenn sie dann gezeigt werden, wie sie auf der Bühne stehen, ist das fast nie komisch. Es gibt ja komische Schauspieler und es gibt in Hollywood gute Autoren. Aber das gelingt ihnen nur ganz selten. Mir ist auch klar, dass der Titel ein wenig rätselhaft ist, aber das kann ja auch neugierig machen.

Ist der Witz bei der Reihe, dass die Auftritte der Komiker darin eben nicht witzig sind?

Nicht nur, aber meistens. In „King of Comedy“ will Robert de Niro ein großer Stand-up-Comedian werden, und er ist natürlich furchtbar. Aber in der Reihe präsentiere ich auch die wenigen Ausnahmen, die ich gefunden habe, bei denen Comedy so abgebildet wurde, dass man glaubt, dass jemand ein großer Komiker ist. Zero Mostel wirkt in „Der Strohmann“ so, dass man sich vorstellen kann, wie komisch der auf einer Bühne ist. Das ist sehr schön eingefangen.

Wie sind Sie auf die Idee zu dieser Reihe gekommen?

Das hat mit meiner eigenen Vergangenheit als Komiker zu tun. Ich gehörte zu dem sehr kleinen Grüppchen um Thomas Hermann, das in der Kantine des Hamburger Schauspielhaus die ersten Auftritte des „Quatsch Comedy Club“ gemacht hat. Ich kenne das Thema von daher sehr gut. Und ich blogge seit acht Jahren täglich zu ­kulturellen Themen. Unter anderem zu dem Thema „Der Komiker als Filmheld“.

Sie zeigen Alan Parkers „Fame – Der Weg zum Ruhm“. Was ist denn an dem Film so komisch?

Filmreihe „Die freiwillig komische Leinwand“: bis Februar 2023, Metropolis-Kino, Hamburg; https://www.metropoliskino.de

Es gibt darin ein paar Szenen, die dieses Thema intensiv behandeln. Einer von den Schauspielschülern will Komiker werden. Und ich kenne das aus meiner Arbeit in der Musicalschule. Bei Schulaufführungen brüllen und jubeln die Mitschüler über jeden Witz, und die Kids machen dann den Fehler, dass sie denken, sie wären richtig gut. Ich habe noch nie einen Film gesehen, in dem dieses Phänomen so gut den Punkt gebracht wird. Und weil „Fame“ auch sonst so schön und so welthaltig ist, habe ich ihn mit in diese Reihe aufgenommen.

Sie zeigen auch „Limelight“ von Charlie Chaplin, der einen alten Komiker spielt, dessen Vaudeville-Show nicht mehr witzig ist.

Ja, und am Ende hat er dann doch zusammen mit Buster Keaton bei ­einer Vorstellung einen großen ­Erfolg. Und diese sehr komische Sequenz hat Chaplin ohne Lacher aus dem Publikum aufgenommen, weil er dachte, der Film läuft ja im Kino, und da kann das ­Publikum dann selber lachen. Aber wenn am ihn nun im Fernsehen oder auf DVD sieht, dann fällt einem das auf.