momentaufnahmen
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Wenn die Busfahrt einer Reise durchs Weltall gleicht

Eisenhüttenstadt

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Trotz des Stahlwerks schrumpft die Stadt an der Grenze zu Polen. Im Jahr 2030 könnte die Bevölkerung unter 20.000 fallen. Architekturfreunde dagegen lieben die sozialistische Planstadt.

Wieder einmal Schienenersatzverkehr. Um von Cottbus nach Grunow ins Schlaubetal zu kommen, muss ich den Bus nehmen. Erst die Linie 401 vom Bahnhof in Eisenhüttenstadt zum ZOB. Dann die 400 vom ZOB nach Grunow. Dauert 45 Minuten, also nicht viel länger als mit der Bahn über Frankfurt (Oder). Warum bin ich da nicht eher drauf gekommen?

Vielleicht weil Busfahren eine Kunst ist, zumindest in Brandenburg. Und ein besonderes Erlebnis des Reisens durch Raum und Zeit. Den ersten Bus hätte ich fast verpasst, weil die Abfahrt nicht am Bahnhofsvorplatz erfolgt, sondern auf der Rückseite hinter einem Bauzaun. Beim Einsteigen in den zweiten Bus fühle ich mich verloren. Ich bin der einzige Fahrgast am ZOB. Auch im Bus bin ich allein mit dem Fahrer. Nur ein paar Plätze sind beleuchtet, der Rest liegt im Dunkel, es passt zur Dunkelheit draußen.

Also fahre ich in dieser Raumkapsel durch menschenleere Dörfer, nur ab und an verrät eine Lichterkette, dass draußen kein Weltraum ist mit unendlichen Weiten, sondern ostbrandenburgische Zivilisation. Beim Aussteigen werde ich aber für alles belohnt. Über mir wölbt sich der schönste Sternenhimmel ever. Uwe Rada