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Protest gegen Sonnwendfeier der NPDAlle Jahre wieder

Auf ihrem Hof im niedersächsischen Eschede will die NPD am Samstag eine Winter-Sonnwendfeier abhalten. Es formiert sich breiter Protest.

Seit 30 Jahren ein Zentrum der Neonazis: der NPD-Bauernhof in Eschede, hier im Jahr 2011 Foto: dpa | Alexander Körner

A m kommenden Samstag lädt ein breites Bündnis zur Demonstration gegen die Winter-Sonnenwendfeier der NPD ein. Auf dem Hof im niedersächsischen Eschede finden seit Jahren Brauchtumsfeiern und Veranstaltungen statt. Seit Jahren begleitet die Anreisenden auch der Protest.

Für Samstagnachmittag hat sich die neue stellvertretende Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg (Grüne) angekündigt. Die Grünen bringen sich aber nicht erst jetzt in den Widerstand ein. In der ländlichen Region arbeiten die unterschiedlichsten Ak­teu­r*in­nen schon lange zusammen. Bei der Demonstration wollen sowohl der Bürgermeister von Eschede, Heinrich Lange (parteilos), sprechen als auch Stephan Schaede, Bischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover.

Bereits im Juni 2021 übergab das Netzwerk „Südheide gegen Rechtsextremismus“ einen offenen Brief an Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD), in dem die Schließung des „NPD-Zentrums“ gefordert wird. Die dort stattfindenden Treffen und Feste dienen auch der Vernetzung der Szene und der Vorbereitung von Aktionen, sagt Netzwerk-Sprecher Wilfried Manneke. Knapp 41.000 Unterschriften konnte das Netzwerk zusammen mit dem „Bündnis gegen Rechtsextremismus Eschede“ und dem „Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus Celle“ sammeln. Die Crux an der Forderung ist jedoch: Der Hof ist in privater Hand.

Seit 30 Jahren kann die gesamte rechtsextreme Szene den ehemaligen Hof des NPD-Mitglied Joachim Nahtz für Treffen, Konzerte und Feste nutzen. Auf dem 5.000 Quadratmeter großen Anwesen kamen NPD, die verbotene „Heimattreue Deutsche Jugend“, Rechtsrockbands und Kameradschaften immer wieder zusammen.

Politisches Zentrum der NPD

Im Juni 2019 zerschlug sich die Hoffnung des Bündnisses, dass der Hof bald nicht mehr von der Szene genutzt werden könnte. Zwar offenbarte zuvor der Zustand des Anwesens die Geldprobleme des Besitzers. Nahtz musste überdies auch sieben Hektar Ackerfläche verkaufen, 2014 fing die Scheune Feuer. Im Herbst vor drei Jahren verkündete die NPD um ihren Landesvorsitzenden Manfred Dammann aber, den Hof kaufen zu wollen. Ihrem Parteimitglied Nahtz half die NPD so aus der finanziellen Schieflage und sicherte sich sogleich ein politisches Zentrum. Die Gefahr, keine anderen Räume oder Gelände wegen zivilgesellschaftlichen Protests anmieten zu können, konnte die NPD so vermeiden.

Erst Anfang Dezember veröffentlichte die NPD eine Nachricht über ein vorangegangenes Herbstfest auf dem Hof. Das Motto lautete der Mitteilung zufolge: ‚‚Erde gib uns unser Brot. Aus der Erde quillt der Born. Bauer, wirf dein Samenkorn‘‘. Die veröffentlichten Bilder belegen jedoch keine gemütlichen Landwirtschaftsrunde mit Kuchen und Suppe. Sie zeigen stattdessen „Sportwettkämpfe“ von Bogenschießen bis Gewichte heben.

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Andreas Speit
Autor
Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).
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