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Wenn es auf der Arbeit kracht

KONFLIKTLÖSUNG Es gibt viele Berater, die helfen wollen, wenn es berufliche Konflikte gibt. Verschiedene Methoden werden angeboten, zum Beispiel: Coaching und Supervision. Die taz erklärt die Verfahren

VON JOHANN LAUX

Wann ist Coaching sinnvoll, wann Supervision ?

Das Coaching wird eher für Einzelpersonen angewandt, etwa wenn eine neue Führungskraft, obwohl fachlich gut gerüstet, noch keine Verhaltenskompetenzen für die neue Rolle entwickelt hat. In der Supervision werden häufiger Gruppen und Teams beraten. Coachings haben oft ein klareres Ziel, etwa eine bestimmte Entscheidung zu treffen, eine Sinnkrise zu meistern oder Fähigkeiten zu erwerben, während es in der Supervision darum geht, die beruflichen Alltagshandlungen kontinuierlich zu verbessern.

Wie unterscheiden sich Coaching und Supervision?

Die Begriffe werden oft, aber nicht immer synonym verwendet. Erhard Tietel von der Akademie für Arbeit und Politik der Universität Bremen erklärt, dass im Wirtschaftsbereich eher von Coaching, im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich eher von Supervision die Rede ist.

Wessen Interessen werden berücksichtigt?

Die Coaching- oder Supervisionsverfahren werden überwiegend von den Unternehmen oder Sozialeinrichtungen initiiert und bezahlt. Daher geht es laut Tietel neben den Interessen von Teams immer auch um die Anforderungen der Organisation. In der Supervision werden meist sogenannte Dreieckskontrakte vereinbart. Das heißt, der Supervisor schließt den Auftrag sowohl mit der Leitung als auch mit dem Team, dessen Arbeit verbessert werden soll, ab. Wenn der Arbeitgeber einen Coach bucht, findet das Erstgespräch, in dem die Ziele vereinbart werden, mit dem Arbeitgeber statt.

Wie finde ich einen seriösen Berater?

Seriosität ist der sensible Punkt der Branche, vor allem des Coachings. Die Begriffe „Coach“ und „Supervisor“ sind nicht geschützt, im Prinzip kann sich jeder so nennen. Viele Verbände versuchen deshalb mittels Zertifizierungen Pfuscher vom Markt zu halten. „Supervision ist deutlich höher professionalisiert als Coaching“, sagt Tietel. Die Datenbank der Deutschen Gesellschaft für Supervision, deren Mitglied Tietel ist, sei eine gute erste Anlaufstelle. Meike Hermes ist Diplom-Psychologin und arbeitet als Coach und Supervisorin für Quotac Management aus Achim. Sie rät, sich den Lebenslauf und fachlichen Werdegang der Berater genau anzusehen und vor allem auf Referenzen und Erfahrung zu achten.

Was kosten die Verfahren?

Die Preise sind Verhandlungssache. Tietel schätzt, dass in der Regel zwischen 80 und 150 Euro als Stundensatz zu erwarten sind. Coaches für Wirtschaftsführungskräfte verlangen schnell 300 Euro pro Stunde, nach oben sind die Grenzen ohnehin offen.

Wie lange dauert die Beratung?

Laut Hermes sollte ein Coaching zeitlich begrenzt sein, die Supervision braucht das nicht. In der Regel werden beim Coaching fünf bis zehn, in der Supervision zehn Sitzungen vereinbart, die über ein halbes bis dreiviertel Jahr parallel zum Arbeitsalltag alle zwei bis vier Wochen stattfinden. Supervision ist letztlich ein fortlaufender Prozess, weshalb Tietel empfiehlt, den Supervisor etwa alle drei Jahre zu wechseln, um den Blick von außen zu wahren.

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