lei­bes­übun­g:in­nen
: „Triumph für den Frauensport“

Neuseelands Rugby-Spielerinnen gewinnen die Heim-WM und lösen eine beispiellose Euphorie aus

Die Voraussetzungen für ein besonderes Turnier waren bei dieser Rugby-WM nicht die schlechtesten. Schließlich ist Rugby Nationalsport in Neuseeland, und die Frauen hatten den WM-Titel, der erst seit 1991 ausgespielt wird, bereits fünfmal gewonnen. Dass sie sich den sechsten Titel am Samstag in Auckland durch ein 34:31-Erfolg gegen England sicherten, war für sich genommen nicht das Besondere an diesem Turnier. Die Begeisterung, welche die „Black Ferns“ im Lande auslösten, ist hingegen beispiellos in der noch jungen Geschichte des Frauen-Rugby.

Schon im Eröffnungsspiel übertraf man die Bestmarke von 20.000 Fans, die bei der WM vor acht Jahren in Frankreich aufgestellt wurde, mit fast 35.000 Be­su­che­r:in­nen spielend. Im Finale füllten den Eden Park dann 42.579 Menschen, die eine dramatische Begegnung erlebten.

Die Engländerinnen gingen früh mit 14:0 in Führung und erhöhten massiv den Druck auf die gastgebenden Favoritinnen. Zur Pause führten die Gäste noch 26:19, ehe sie dem Offensivdrang der Neuseeländerinnen immer weniger entgegensetzen konnten. Grund für die Verschiebung der Kräfte war fraglos auch der frühe Platzverweis für die englische Spielerin Lydia Thompson in der 18. Minute.

Insgesamt sahen mehr als 140.000 Zu­schaue­r:in­nen die 26 Partien in den WM-Stadien – mehr als bei jeder anderen Weltmeisterschaft. Die „Black Ferns“ (Schwarze Farne) haben also bei diesem Turnier Beträchtliches für ihren Sport geleistet, eine WM-Prämie wird ihnen dafür aber nicht ausgezahlt. Die neuseeländischen Männer erhielten dagegen für ihren WM-Sieg 2015 jeweils knapp 80.000 Euro. Das Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen liegt bei den Rugby-Profis bei 73 Prozent, berichtete die einheimische Nachrichtenagentur Stuff.

Nicht nur die Rugby-WM in Neuseeland zeigt, dass das Interesse am Frauensport steigt. Laut einer Studie, die von der BBC in Auftrag gegeben wurde und vergangene Woche veröffentlicht wurde, hat der Frauensport im vergangenen Jahr im Vereinigten Königreich etwa vier Millionen neue Fans gefunden. Den größten Zuwachs stellte man beim Frauenfußball fest, was vermutlich mit der Europameisterschaft im eigenen Land zu tun haben dürfte.

Bill Beaumont, der Vorsitzende des Rugby-Weltverbands, hatte schon vor dem Finale bilanziert: „Die Rugby-Weltmeisterschaft 2021 hat sich als Triumph für den Rugby, den Frauensport und Neuseeland erwiesen.“ Johannes Kopp