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Katrin Bettina Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Kollektive zu beobachten, die sich irgendwo in der Stadt ihren Platz suchen, damit ist die schwedische Künstlerin Annika Eriksson bekannt geworden. Einmal waren es Punks, die gegen ihre angeblich Totsagung in einem Park eine Gemeinschaft bildeten, diesmal sind es Katzen, kleine, große, fette, dünne, gefleckt, getigert, langhaarig, kurzhaarig, gepflegt oder verwildert: Und ob nun ein ehemals wohlgehütetes Haustier in ihnen vermutet wird, das ausgesetzt wurde, oder die von jeher trainierte Mülltonnendurchsucherin, sie alle teilen sich friedlich kuschelnd ein paar Decken und Kartons in einem Park in Istanbul. Eriksson hat sie gefilmt, bei Tag und Nacht, und zu verschiedenen Jahreszeiten, laut hört man derweil den Verkehr, groß kann ihr Park nicht sein. Eriksson richtet dem Betrachter dieser Videos in der Galerie Krome ein ähnliches Plätzchen her wie das von den Katzen bewohnte. Da staunt man dann über das Sozialverhalten der Katzen, wie sie ohne Aggression und ohne sichtbare Konkurrenz zusammenkommen. Wo sich im Vorderhaus der Potsdamer Str. 98 die Katzen tummeln, ist im zweiten der schön begrünten Hinterhöfe ein ehemaliges Atelierhaus zu finden, in dem die Stiftung von Renata und Alexander Camaro ihre erste Ausstellung zeigt. Alexander Camaro, 1901 geboren, war Maler; aber auch Zirkusartist und Tänzer, und das hat in seinem Werk deutliche Spuren hinterlassen. In der Ausstellung „Zirkusbilder“ sind frühe Zeichnungen von Seiltänzern, Pferden und Clowns zu sehen, wunderbare Miniaturen einen Welt, die das Wagnis zu ihrer Kunst gemacht hatte, auch das Wagnis, am Rande der bürgerlichen Welt zu leben. Zudem sind Camaros späte Bilder ausgestellt, offene Felder, helle Flächen, in denen die Artisten wie Spurenelemente wieder auftauchen. Als ob der Maler frühere Bewegungsräume noch einmal durchschreite.

■ Annika Eriksson: „The Great Good Place“. Krome Gallery, Potsdamer Str. 98, 10785 Berlin, Di.–Sa. 12 bis 18 Uhr, bis 9. Juni

■ Alexander Camaro: „Zirkusbilder 1918–1987“. Camaro Haus, Potsdamer Str. 98A, Di.–Sa. 13 - 17 Uhr, bis 14. Juli

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