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DFB-Frauen in den USAFernreise zum Härtetest

Bundestrainerin Voss-Tecklenburg freut sich nun doch auf den Trip in die USA. Gegen die Weltmeisterinnen soll die zweite Reihe Robustheit beweisen.

Chancen auf viel Spielzeit: Jule Brand (l.) und Lena Lattwein wollen auch in den USA jubeln Foto: Robert Michael/dpa

Vom goldenen Herbst in Deutschland an die sonnige Küste von Florida: Wenn das mal keine schöne Abwechslung ist. Es hätte schlechtere Orte für eine Aktivierungseinheit gegeben, als sich barfuß am Strand von Miami die ersten Bälle zuzuspielen. Unter dem Motto „Beach vibes“ posteten die DFB-Frauen in den sozialen Medien nach der Ankunft flugs eine Bilderserie, die viel Spaß vermittelte. Eine positive Grundstimmung braucht es nämlich, wenn die deutschen Fußballerinnen mitten in der heißen Phase von Bundesliga und Champions League gleich zweimal binnen dreier Tage beim Weltmeister USA antreten.

Die Duelle am Freitag (1 Uhr/zdf.de) in Fort Lauderdale und am Sonntag (23 Uhr/sportschau.de) in Harrison/New Jersey sollen auch ohne etliche Stammkräfte wichtige Erkenntnisse über Wettkampfhärte und Widerstandskraft bringen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spricht ungeachtet vom Jetlag von zwei „coolen Spielen“, nachdem die 54-Jährige im Nachgang des stimmungsvollen Länderspiels gegen Frankreich (2:1) noch deutliche Kritik an dem Ausflug geübt hatte. Es sei „nicht der beste Zeitpunkt, noch mal so weit zu reisen“, sagte sie vor einem Monat in Dresden und erinnerte an „eine vertragliche Verpflichtung“, die man gerne geändert hätte.

Inzwischen hört sich das etwas anders an, schließlich sei es zwischen den Verbänden „ein Geben und Nehmen, und vielleicht haben wir noch ein Heimspiel in Deutschland gegen die USA“. Fraglos gibt es keinen prominenteren Prüfstein als den vierfachen Weltmeister, der unter dem 2019 für die zurückgetretene Jill Ellis installierten Nationaltrainer Vlatko Andonovski zuletzt aber seine Testspiele in England (1:2) und Spanien (0:2) verlor. „Wir freuen uns auf zwei tolle Spiele in zwei tollen Stadien“, beteuert Voss-Tecklenburg. „Sportlich ist es sehr interessant: Wir haben lange nicht gegen die USA gespielt.“

Die letzten Vergleiche fanden vor ihrem Amtsantritt im Rahmen des SheBelieves Cup statt: Deutschland verlor von 2016 bis 2018 alle drei Duelle beim Ausrichter. Ausbaufähig ist die Bilanz gegen die US-Frauen allemal: In 35 Vergleichen gab es nur vier deutsche Siege, der letzte war ein Höhepunkt der vor 40 Jahren begonnenen Länderspielgeschichte der deutschen Frauen: Der 3:0-Triumph im WM-Halbfinale 2003 beim Gastgeber USA gilt bis heute als ein Meisterstück der Generation um Birgit Prinz, Maren Meinert und Renate Lingor.

Duell gegen die Vorbilder

Die heutigen Nationalspielerinnen unternehmen allerlei Anstrengungen, um den bei der EM in England geschürten Hype direkt zur WM 2023 in Australien und Neuseeland zu überführen. „Das ist für uns die nächste Riesenchance“, sagt Laura Freigang, die deutlich hörbar auf mehr Spielanteile im DFB-Team drängt. Frankfurts Torjägerin hat von 2016 bis 2018 an der Pennsylvania State University studiert, aber noch nie gegen die USA gespielt. „Jetzt möchte ich zeigen, dass ich gut drauf bin“, so die selbstbewusste 24-Jährige.

Jule Brand, die erstmals in ihrem Leben über den Atlantik geflogen ist, reizen die Duelle gegen die weit über den Sport strahlenden Größen wie Megan Rapinoe (37 Jahre) und Alex Morgan (33). Die erst 20-Jährige vom VfL Wolfsburg bezeichnete die beiden US-Stars sogar als „Vorbilder“.

Voss-Tecklenburg hat angekündigt, vielen Spielerinnen ausreichend Einsatzzeit zu gönnen. Mit Giulia Gwinn, Martina Hegering, Sara Däbritz, Tabea Waßmuth, Lea Schüller oder Sydney Lohmann fehlen verletzungsbedingt ein halbes Dutzend EM-Heldinnen, aber nun vermehrt die Nachrückerinnen zu testen, kann mit Blick auf das nächste Großereignis nur helfen. Auch wenn das deutsche Team – anders als der zunächst nach Neuseeland geloste Titelverteidiger – bei der WM 2023 ausschließlich in Australien spielt, bleiben die Herausforderungen durch die weiten Reisen riesig. Körperliche Robustheit, sagt Voss-Tecklenburg, werde wichtiger denn je.

Dass zwei Härtetests zwischen Weltmeister und Vize-Europameister selbst zu später Stunde nur im Livestream der Öffentlich-Rechtlichen laufen, wollte die Bundestrainerin kürzlich übrigens nicht näher kommentieren. „Ich richte meinen Fokus auf die sportlichen Belange“, erklärte die nebenbei als ZDF-Expertin arbeitende Cheftrainerin, die hinter den Kulissen aber ihr Unverständnis gezeigt haben soll.

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