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Zum Reis-Aus

Der VfL Bochum trennt sich von Trainer Thomas Reis. Dafür erntet der Tabellenletzte der Bundesliga Kritik

Der sechste Spieltag ist vorbei, die zweite Trainerentlassung der laufenden Saison vollzogen. In der Männerfußballbundesliga hat sich am Montag der VfL Bochum von seinem Trainer Thomas Reis getrennt. In der Woche zuvor ersetzte der RB Leipzig seinen Chefcoach Domenico Tedesco durch Marco Rose.

Der VfL Bochum liegt mit 0 Punkten am Tabellenende, und dennoch überwiegt die Kritik an der Entscheidung. VfL-Sportchef Patrick Fabian hatte sie so begründet: „Wir haben die Überzeugung, dass es in anderer Konstellation wahrscheinlicher ist, dem Klassenerhalt näher zu kommen.“

Übergangsweise folgt A-Jugendtrainer Heiko Butscher. Ein neuer Cheftrainer wird gesucht. Mit Butscher sei klar gesprochen worden, so Fabian, „dass er bis auf Weiteres hilft und er zurück zur U19 geht“. Das Profil für den Neuen sieht so aus: „Es sollte tendenziell nicht der klassische Feuerwehrmann und tendenziell keiner sein, der komplett unerfahren ist, weil die Aufgabe sehr anspruchsvoll ist. Er soll den Glauben vermitteln, dass hier noch was geht und wir die Klasse halten können.“

Im Fachblatt Kicker äußerte sich Reis selbst: „Eine fantastische Reise seit 2019 geht für mich heute zu Ende.“ Und in Richtung Fans: „Gerne hätte ich weiterhin mit meiner Mannschaft am Turnaround gearbeitet und ich bin überzeugt, dass wir das mit eurer Hilfe auch sicher geschafft hätten.“

Beim VfL hat Reis von 1995 bis 2003 als Profi gespielt, und auch seine Trainerkarriere fand überwiegend hier statt: 2011 übernahm er das Frauenteam, danach betreute er die 2. Männermannschaft und die U19. Als er 2019 auf den Posten des Cheftrainers rückte, stand der VfL als 17. der Zweiten Liga vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Stattdessen führte er den Klub in die erste Liga, im vergangenen Jahr schloss er auf Platz 13 ab.

Entsprechend prasselt auf den VfL nach seiner Entscheidung jede Menge Kritik ein. „Reis hat eine Bundesliga-Zukunft, Bochum eher nicht“, lautet die Überschrift eines Kommentars im Fachblatt Kicker in seiner Onlineausgabe. Der Ex-Bochum-Trainer Peter Neururer erklärte, die Entscheidung, Reis freizustellen, sei „einfach sehr enttäuschend“.

Sportchef Fabian sagte, er habe Verständnis für Kritik. „Dass die Fans emotional reagieren, ist verständlich. Das müssen wir hinnehmen. Aber wir stehen am Tabellenende und haben bereits einen Rückstand von vier Punkten auf den nächsten Platz.“

Der VfL hat für die aktuelle Bundesligasaison so wenig in den Kader investiert wie kein anderer Klub. Etliche Leistungsträger verließen den Verein. Zuletzt hatte es zudem Unmut über Reis gegeben, weil der wohl mit Liga­konkurrent FC Schalke im Gespräch gewesen sein soll. (mak mit dpa)

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