: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Abend wird im Café Morgenrot gewissermaßen am Vorabend der Europameisterschaft über Fußball gesprochen, genauer: über „sportliche ,Sicherheitsarchitekturen‘ und die Pazifizierung von Protest“. Denn laut Volker Eick von der Uni Bremen und Matthias Monroy, die beide diskutieren werden, sind Fußballevents zum „Testraum“ geworden – mit ihrer Hilfe werde geschaut, wie man Sicherheitsarchitekturen anlegen muss, „um kulturellen, sozialen und politischen Protest zu identifizieren, zu kriminalisieren und zu bekämpfen“. Eine interessante These. Am Freitag wird in dem neuen Neuköllner Laden K-Fetisch (Achtung, dies ist ein lustiges Wortspiel!) über Roma im Kosovo gesprochen. Die Roma-Selbstorganisation Iniciativa 6 aus Prizren berichtet über die Situation von Minderheitenangehörigen im Kosovo, in das von deutscher Seite aus noch immer bedenkenlos Roma abgeschoben werden. Die Veranstaltung findet auf Albanisch mit deutscher Übersetzung statt. Nahezu zeitgleich wird im Buchladen Schwarze Risse über „Moderne Piraterie“ geredet, und es geht nicht etwa um Filesharing und Urheberrechte, sondern um die Piraten vor Somalia und ihre frühen afrikanischen Brüder. Hierzulande werden die Piraterieakte an der somalischen Küste ja als reine Willkürakte verstanden, doch Ralph Klein, Autor des gleichnamigen Buches, erläutert, dass es noch viele weitere Hintergründe der Piraterie gibt, und analysiert die sie tragenden Clanstrukturen. Hier erfährt man also mehr als in den Nachrichten. Am Samstag schließlich wird auf dem Hermannplatz sehr originell mithilfe einer „Videokundgebung“ gegen „Videoüberwachung und soziale Kontrolle“ protestiert. Im Rahmen der europaweiten Aktionstage gegen Videoüberwachung wird Überwachung im öffentlichen Raum auf diese Weise thematisiert und sichtbar gemacht.
■ Fußball: Café Morgenrot, Kastanienallee 85, Mo, 19 Uhr
■ Roma im Kosovo: K-Fetisch, Wildenbruchstr. 86, Fr, 19 Uhr
■ Moderne Piraterie: Schwarze Risse, Gneisenaustr. 2a, Fr, 19.30 Uhr
■ Videokundgebung: Hermannplatz, Sa, 21.30 Uhr
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