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Viele Tote bei Terrorangriff auf HotelKampfansage an Somalias Präsident

Somalias Sicherheitskräfte stürmen ein Hotel in Mogadischu, das die islamistische Milz al-Shabaab besetzt hatte. Zahlreiche Menschen sterben.

In der Nähe des Hayat Hotel am Samstag: Soldaten bereiten die Erstürmung vor Foto: Abubakar Mohamed Muhudin / Anadolu

Berlin taz | Der größte islamistische Terrorangriff in Somalias Hauptstadt Mogadischu seit Monaten ist mit einem Debakel für die staatlichen Sicherheitskräfte zu Ende gegangen. Nur durch Zerstörung des Gebäudes konnten sie in der Nacht zu Sonntag die seit 30 Stunden andauernde Besetzung des „Hayat Hotel“ durch Kämpfer der radikalislamistischen Miliz al-Shabaab beenden.

Nach amtlichen Angaben starben 21 bis über 30 Menschen, die Shabaab sprachen von 63 Toten. Alle Angreifer sollen tot sein, 106 Hotelgäste wurden gerettet.

Am Freitagabend, traditioneller Zeitpunkt für Familienfeste und Geselligkeiten in den mondänen Hotels von Mogadischu, hatte eine Gruppe von Terroristen mit Sturmgewehren den Einlass auf das Hayat-Gelände erzwungen und um sich geschossen. Es soll auch mindestens eine Bombenexplosion gegeben haben. In Panik flüchteten die Gäste in alle Richtungen oder versteckten sich, während sich die Bewaffneten verschanzten und auf eine lange Belagerung einstellten.

Die meisten Toten gab es zu Beginn des Angriffs, darunter offenbar der Hotelbesitzer. Nach erfolglosen Versuchen, das Gelände mit Spezialkräften zu stürmen, bombardierte die Armee es schließlich in der Nacht zu Sonntag und rückte dann in das teilzerstörte Gebäude ein. Die Suche nach Opfern dauerte am Sonntag noch an.

USA haben zuletzt Shabaab wieder angegriffen

Der Angriff war der blutigste in Somalia seit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Hassan Sheikh Mohamud nach seiner Wahl durch das Parlament in Mogadischu am 15. Mai. Direkt danach hatte US-Präsident Joe Biden die Wiederentsendung von US-Spezialkräften nach Somalia zum Kampf gegen al-Shabaab angekündigt, die sein Vorgänger Donald Trump abgezogen hatte. Die islamistische Miliz kontrolliert große ländliche Regionen im Süden Somalias – auch in Teilen von Mogadischu soll sie immer noch präsent sein.

Am 18. Juli tötete die US-Luftwaffe erstmals seit der US-Rückkehr zwei Shabaab-„Terroristen“ bei einem Angriff im Süden des Landes; weitere US-Luftangriffe am 10. und 14. August töteten nach US-Angaben dabei vier und 13 Shabaab-Kämpfer. Am 10. August besuchten der Armeechef und der nationale Sicherheitsberater Somalias den Kommandeur der für Somalia zuständigen US-Streitkräfte auf seinem Kriegsschiff vor der Küste; der Schulterschluss war öffentlich.

Politisch betrieb der neue Präsident aber eher eine Annäherung an die Shabaab. Präsident Shekih Mohamud erklärte im Juli, er sei auch für Dialog mit den Islamisten offen, und ernannte mit Mahad Salad einen Geheimdienstchef, dem manche in Mogadischu nachsagen, früher selbst einmal Shabaab-Sympathisant gewesen zu sein. Und Anfang August ernannte Premierminister Barre den Shabaab-Mitgründer Mukhtar Robow zum Minister für Religiöse Angelegenheiten.

Ex-Terrorchef als Religionsminister

Mukhtar Robow, ein ehemaliger Mitstreiter Osama Bin Ladens in Afghanistan, war einst Mitgründer und dann Sprecher der Shabaab; damals war gegen ihn ein US-Kopfgeld von 5 Millionen US-Dollar ausgesetzt. 2013 lief er zur Regierung über; 2018 wurde er verhaftet, aber jetzt hat die neue Regierung ihn rehabilitiert.

Er wurde direkt aus der Gefängniszelle zum Premierminister gebracht, um Minister zu werden, berichtete Robow in seinem ersten Interview als Regierungsmitglied vergangene Woche.

Darüber sind nicht nur säkulare Kräfte entsetzt, sondern in erster Linie sind die Shabaab wütend, für die Robow ein treuloser Verräter ist. Shabaab-Sprecher Ali Dheere erklärte vergangene Woche auf Face­book: „Roobow ist ein Apostat. Sein Blut zu vergießen ist erlaubt.“

Ob die Shabaab hofften, im Hayat-Hotel auf Robow zu treffen, ist nicht bekannt; sie trafen aber auf jedem Fall Angehörige des Geheimdienstes, angeblich auch Familienangehörige der höchsten Geheimdienstler des Landes. Für Somalias neuen Präsidenten ist es ein empfindlicher Schlag, der ihn nun zu einer Reaktion herausfordert.

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