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Ins Herz gehüpft

Nachruf auf Sempé, den Zeichner des „Kleinen Nick“

Foto: Joel Saget/afp

Von Katrin Bettina Müller

Bei Pfützen habe ich oft an ihn gedacht. Denn schon als Ballettschülerin hatte es mir eine Zeichnung von Sempé angetan, in der vier kleine Ballettratten mit großem Vergnügen vom Bordstein in eine Pfütze hüpfen.

Pfützen, Regen, das fehlt gerade in Frankreich. So hat die französischen Feuerwehr, die mehrfach gegen Waldbrände kämpfen muss, an Jean-Jacques Sempé einen Twitter geschickt: „Ruhe in Frieden und schick uns den Regen von da oben …“ Das ist ein Zeichen für die große Popularität Sempés. „Wir werden ihn nicht vergessen können. Sein Blick und sein Bleistift werden uns schmerzlich fehlen“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Ma­cron. Sempé, der wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag gestorben ist, ist mit seinen Geschichten vom „Kleinen Nick“, die er zusammen mit dem Texter René Goscin­ny entwickelte, weltberühmt geworden. Für die beiden Autoren, deren Kindheit und Jugend durch den Zweiten Weltkrieg dunkel gefärbt war, war der „Kleine Nick“ Ende der 1950 Jahre auch ein Weg, sich eine bessere Kindheit als die eigene zu erfinden. Auch wo er Schwächen zeigte, blickte Sempé mit Sympathie auf seine Figuren.

In Deutschland war er einer der ersten Autoren des Diogenes Verlags und hat dort über 60 eigene Bände herausgebracht und 22 weitere Titel illustriert, darunter „Catherine, die kleine Tänzerin“ von Patrick Mo­dia­no und „Die Geschichte von Herrn Sommer“ von Patrick Süskind. Im August noch bringt der Diogenes Verlag von Sempé „Endlich Ferien“ ­heraus.

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