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Durch Schließung „gestärkt“

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG Ende Juni wird das Ceon geschlossen. Erst 2009 wurde es gegründet, um Projekte im Bereich der maritimen Sicherheit zu bündeln

„GMES wird ermöglichen, Flüchtlingsschiffe früher zu sehen. Das kann auch heißen, dass man sie schneller aufnimmt“

Hermann Kuhn, Grüne

Ceon, das Zentrum für Kommunikation, Erdbeobachtung und Navigationsdienste, wird am 30. Juni geschlossen. Seit 2009 hatte Bremen 1,2 Millionen Euro dafür ausgegeben, um den Raumfahrtstandort zu stärken. Der Fokus des Zentrums lag vor allem auf der „maritimen Sicherheit“, der Schnittstelle zwischen See- und Raumfahrt also, bei der Satelliten-gestützt Daten verarbeitet werden – vom Wellengang über Schiffsverkehr bis hin zur Navigation. Die Grünen befürchten nun einen Kompetenzverlust Bremens auf dem Gebiet der Raumfahrtanwendungen.

Die Finanzierung von Ceon sei auf drei Jahre befristet gewesen, so antwortete Wirtschaftsstaatsrat Heiner Heseler (SPD) in der Bürgerschaft auf eine entsprechende Frage des Grünen-Abgeordneten Hermann Kuhn. Es sei angestrebt gewesen, dass das Ceon nach einer Aufbauphase von privaten Unternehmen aus der Raumfahrtindustrie übernommen würde. „Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt“, so Heseler. Die Vermarktung ihrer Technologien werde von den Unternehmen in dem neu entstandenen Netzwerk „Marissa“ als zielführender erachtet. Trotzdem würde der Standort eher „gestärkt“, da das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) plant, eine eigene „Forschungsgruppe Maritime Sicherheit“ einzurichten, die zu 90 Prozent vom Bund finanziert wird. Die Aufgaben von Ceon sollen dorthin „überführt“ werden. Die Ceon-Mitarbeiter werden dort allerdings nicht weiterbeschäftigt. Ceon-Geschäftsführer Stefan Holsten war als Mitarbeiter des Satellitenbauers OHB für seine Aufgabe freigestellt worden.

Dass Ceon nach Ablauf der Förderung schließen muss, überrascht Insider nicht. Man habe dort ohnehin nur ein einziges Projekt betreut, sich ansonsten mit den Projekten anderer geschmückt, heißt es.

In die gleiche Zeit, in der die Wirtschaftsförderung die Ceon gründete, fällt die Übernahme von Anteilen der „Gesellschaft für Angewandten Umweltschutz und Sicherheit im Seeverkehr mbH“ (Gauss). Auch dort beschäftigte man sich unter anderem mit der Satelliten-gestützten marinen Erdbeobachtung. Wegen der angeblichen Überschneidung wurde Gauss Ende 2011 geschlossen.

Mit Ceon sollte für das Beobachtungssystem GMES, sowie das europäische Navigationssystem Galileo eine Bremer Koordinierungsstelle entstehen. Kristina Vogt (Linkspartei) fragte, ob durch die Wirtschaftsförderung der militärische Einsatz gegen Flüchtlinge im Mittelmeer nicht indirekt unterstützt werde. Dazu Kuhn: „GMES wird uns ermöglichen, Flüchtlingsschiffe sehr viel früher zu sehen.“ Wie man dann reagiere, habe mit politischem Willen zu tun: „Das kann auch heißen, dass man sie schneller aufnimmt.“ Heseler wiederum betont: „Es gibt eine klare Ausrichtung auf zivile Themen.“ jpb

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