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Folge drei: Segeln

Im Fußball ist die reizvollste Art des spontanen Betrugs die Schwalbe. Wie aber lässt sich in anderen Sportarten spontan betrügen? Was springt dabei heraus und wie fällt die Strafe aus, wenn der Betrug auffliegt? Diesen Fragen widmet sich die taz.nord an dieser Stelle, solange die Fußball-Regionalliga pausiert.

Spiegelblank liegt die Kieler Förde. Nichts bewegt sich. Diese Kieler-Woche-Wettfahrt kann bis in die Nacht dauern. Der Verklicker, das Windfähnchen, hängt schlaff. Der Steuermann zündet sich eine Selbstgedrehte an. Fast senkrecht steigt die dünne Rauchsäule auf. Aber ein klein wenig neigt sie sich doch nach Backbord.

Tatsächlich, Steuerbord voraus kräuselt sich das Wasser kaum merklich. „Vor Mönkeberg ist Wind“, flüstert der Steuermann. Er kennt das Revier. „Da ist immer Wind“, raunt er. Die krause Stelle liegt weit ab vom Regattakurs. Der Steuermann will da trotzdem hin. Aber das Boot reagiert nicht. Er ruckt die kurze, dicke Ruderpinne ein paarmal mit aller Kraft nach backbord, um das Boot zu drehen. Das fast mannshohe Ruderblatt macht kleine Verwirbelungen hinter dem Heck. Langsam dreht sich das Boot. Als es auf Kurs ist, macht der Steuermann weiter, nun abwechselnd zu beiden Seiten, backbord,ruck, steuerbord, ruck. Ganz allmählich setzt sich das Boot in Bewegung. Das nennt man Wriggen. Es ist verboten. Aber niemand ist nahe genug dran, um es zu bemerken. Eine halbe Stunde später ist die krause Stelle erreicht. Die Segel blähen sich, das Boot nimmt Fahrt auf. Die anderen Boote werden immer kleiner am Horizont. Als sie endlich auch über die Ziellinie gehen, steht der Steuermann schon auf dem Steg, eine Selbstgedrehte im Mundwinkel, und lächelt ein schmales Lächeln.JAN KAHLCKE

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