Deutsche Fußballerinnnen vor EM: Baubeginn in Frankfurt

Die deutschen Fußballerinnnen kommen zum ersten Vorbereitungscamp vor der EM in England zusammen – nach zuletzt mageren Leistungen.

Torwarttrainer mit zwei Torhüterinnen beim Training

Dehnen für Torfrauen: Merle Froms und Martina Tufekovic mit Torwarttrainer Michael Fuchs Foto: Hartenfelser/imago

Martina Voss-Tecklenburg hatte es offenkundig kaum abwarten können, am Dienstag die Vormittagseinheit beginnen zu lassen. Der Pfiff der Bundestrainerin ertönte überpünktlich um 10.29 Uhr, woraufhin sich die deutschen Fußballerinnen in ihren mintgrünen T-Shirts folgsam in einem großen Kreis versammelten. Von der Ansprache vor der DFB-Akademie wäre sogar einiges zu verstehen gewesen, wenn an der großen Fassade im Hintergrund nicht unentwegt gehämmert, geschraubt oder gesägt worden wäre.

Noch ist die neue Heimat des DFB auf dem Gelände der ehemaligen Frankfurter Galopprennbahn nicht ganz fertig, aber es hat ja was von Wertschätzung, wenn hier zur Premiere auf den feinen Rasenplätzen erst mal die Frauen vorstellig werden. Irgendwie passt das. Dieses mit der Erstnutzung betraute Ensemble kann man ja auch als Baustelle bezeichnen. Im Hinblick auf die EM in England (6. bis 31. Juli) stehen mehr als Schönheitsarbeiten an.

Abläufe schulen, Prinzipien festigen, Stammelf finden – vieles davon haben Voss-Tecklenburg und ihre Assistentin Britta Carlson zwar längst in der Theorie erarbeitet, doch muss es dem Kader erst in dem noch bis Donnerstag dauernden Pre-Camp in Frankfurt und danach in zwei Trainingslagern in Herzogenaurach (12. bis 18. Juni und 21. bis 29. Juni) beigebracht werden.

Akkurat ist ausgetüftelt, wer wann wo und wie viel belastet wird; so werden jetzt die Spielerinnen des VfL Wolfsburg noch geschont, nicht aber Kapitänin Alexandra Popp, die nach ihrer langen Pause einigen Nachholbedarf hat. Weil auch hinter der als Abwehrchefin eingeplanten Marina Hegering eine gefühlt ewige Leidenszeit liegt, sind zwei Schlüsselspielerinnen mit einem Fragezeichen versehen. Nicht ohne Grund fleht Voss-Tecklenburg beinahe schon, „dass unsere Achse gesund und stabil ist“.

Gute Vorbereitung war noch nie so wichtig wie jetzt

Es gibt ganz verschiedene Gründe dafür, dass ihr Team in drei Jahren ohne Turnier noch nicht wieder so weit ist, bei dieser EM zu den Topfavoriten zu zählen. Joti Chatzialexiou, der nach England mitreisende Sportliche Leiter Nationalmannschaften aus der Direktion von Oliver Bierhoff, ist auch der Meinung, dass eine gute Vorbereitung für den deutschen Frauenfußball noch nie so wichtig war wie jetzt. Deshalb sollen die Maßnahmen auch nicht von zu vielen Länderspielen unterbrochen werden; offiziell gibt es nur eines am 24. Juni in Erfurt gegen die Schweiz, dazu einen inoffiziellen Testkick gegen männliche Junioren hinter verschlossenen Türen. Ansonsten möchte Voss-Tecklenburg keine Trainingsminute missen.

Das Niveau muss gegenüber dem peinlichen 2:3 in Serbien in der WM-Qualifikation vor zwei Monaten mächtig gehoben werden, um für den EM-Auftakt gegen Dänemark am 8. Juli in Brentford gewappnet zu sein. Eine Niederlage gegen den Vizeeuropameister mit Weltklassestürmerin Pernille Harder könnte bereits der Anfang vom Ende aller Turnierträume bedeuten, denn vier Tage später wartet Mitfavorit Spanien auf den achtfachen Europameister.

„Bei der EM werden keine Fehler verziehen“, warnt Sara Doorsoun, die bei der EM 2017 und der WM 2019 das jeweils bittere Aus im Viertelfinale miterlebt hat. Die 30-jährige Verteidigerin von Eintracht Frankfurt findet, dass es vor allem drauf ankommt, sich auf den Unterschied zum doch eher beschaulichen Alltag in der Frauen-Bundesliga einzustellen: „Das ganze Drumherum bei einer EM oder WM ist deutlich größer als das, was wir sonst erleben: bei den Zuschauern oder der Mediennachfrage. Man steht die ganze Zeit mehr unter Beobachtung.“ Daher sei es elementar, „dass man bei sich bleibt und nicht den Fokus verliert“. Spätestens wenn in einem Monat der Anpfiff zum ersten EM-Spiel ertönt.

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