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Wenn der Corona-Widerstand bröckelt

Hamburg-St. Georg, 21.000 Einwohner*-innen. Den Stadtteil begrenzen im Westen die Gleise des Hamburger Hauptbahnhofs. Die Straße Lange Reihe gleich ums Eck gilt als (schlechtes) Beispiel für die Gentrifizierung eines Viertels.

Dass es diese Vögel immer noch gibt, hatte ich beinahe erfolgreich verdrängt. Aber das ist doch diese penetrante Sirene, die immer wieder dabei war, wenn samstagnachmittags die Co­ro­na­maß­nah­men­geg­ne­r*in­nen durch die Hamburger Innenstadt demonstrieren. Inzwischen tun sie das nicht mehr jede Woche. Doch heute hat der Umzug gleich neben dem Hauptbahnhof sein Ende gefunden. Gerade spricht einer von einer kleinen Bühne herab zum ebenfalls nur noch kleinen Trüppchen.

Eine Demo mit 3.000 Teilnehmenden habe der Verein „United Movement for Equal Human Rights“ angemeldet, hatte vorab der Hamburger Verfassungsschutz erklärt; er betrachtet den Verein als verfassungsfeindlich. „Unserer derzeitigen Einschätzung nach ist das deutlich zu hoch gegriffen.“

Es sind keine 3.000, nicht mal annähernd 300 Leute, die hier noch den Reden zuhören gegen das Impfen und die Masken und Bill Gates. „Ich lasse mich jederzeit umarmen“, sagt der Mann auf der kleinen Bühne. Ob das irgendwer auch in Anspruch nimmt, ist von hier drüben aus nicht zu erkennen. Aber die Sirene, die höre ich jetzt wieder sehr gut. Alexander Diehl